Echt jetzt, Heidi?
Ich bin hin- und her gerissen. Mehr noch: Es fühlt sich falsch an, wenn ich «Germany’s Next Topmodel» schaue. Die neue Staffel, in der Model-Grosi Heidi Klum (kl. Bild) Jahr für Jahr auf ProSieben ein neues Model kürt, ist erst gerade angelaufen. Die erste Folge habe ich mir gegeben. Die ersten zehn Minuten waren …, ach, mir fehlen die Worte. Heidi nutzte den Auftakt, um Stellung zu Vorwürfen zu nehmen, die mehrere Ex-Kandidatinnen wie zum Beispiel Lijana Kaggwa oder Gerda Lewis erhoben haben.
Die Anschuldigungen sind happig: Models sollen in Rollen gedrängt und manipuliert werden. Ausserdem sollen ihre Füsse eingeölt werden, damit sie auf dem Catwalk stolpern. In der Model-Villa, so Heidis ehemalige Mädchen, habe es immer zu wenig Essen. Ausserdem muss Diät gehalten werden. Heidi soll es nicht um den Menschen, sondern um das Business, die Unterhaltung und Einschaltquoten gehen. Die hässige Meute ist sich unisono sicher: Heidi ist eine kaltblütige Geschäftsfrau. Als wäre all das nicht hart genug, werden den Mädels die Handys abgenommen. Pro Woche dürfen sie nur 10 Minuten mit der Familie telefonieren. Dabei werden sie gefilmt. Die Villa alleine verlassen? No way! Eine Nanny passt auf, dass niemand ausbüxt und auch sonst kein Chabis gemacht wird.
Nun, ich glaube jedes einzelne Wort, das die Mädchen sagen. Heidi sieht’s anders: Alles Humbug! Die Sendung eine Reality-Show. Nichts ist gescriptet, alle werden so gezeigt, wie sie sind. Damit gibt sie den Ball den Ex-Kandidatinnen zurück. Eingeölte Beine stimme, aber nie werden die Fusssohlen eingecremt, um Stürze herbei zu manipulieren. Heidi macht auf Übermutter, der das Wohl der Kandidatinnen an erster Stelle kommt. Alles perfekt vorgeschrieben, einstudiert und mit betroffener Miene runtergeleiert. Mit Echtheit hat das aber in etwa so viel zu tun wie Barbie mit dem Leben einer realen jungen Frau.
Text: Maja Zivadinovic
Bilder: MZ / Instagram