6000 Franken für junge Künstlertalente
Nach langer Vorbereitungszeit war es letzten Samstag endlich so weit. Der Toggenburger Kunstverein Arthur Junior hat das Geld vergeben, welches die Grundlage für die Kunstprojekte von sechs Gruppen oder Einzelpersonen bildet.
Wil «Als ich die Verantwortung über die Finanzen übernommen habe, dachte ich nie, dass ich einmal einfach so Geld verteilen würde», begann Hanes Sturzenegger seine Rede. Denn ihm wurde als Finanzverantwortlicher des Toggenburger Kunstvereins Arthur Junior die Ehre zuteil, sechs Mal Tausend Franken abzugeben. Und zwar an verschiedene Einzelartisten und Künstlergruppierungen, welche die nächsten drei Wochen an der Oberen Bahnhofstrasse shoppen werden. Denn dort soll der gesamte Betrag ausgegeben werden. Startschuss für das Projekt war vergangenen Samstag um 15.30 Uhr mit Sturzeneggers Worten: «Ich überreiche euch hiermit die wertvollste Banknote der Welt.»
Kunst neu erfahren
Die neun jungen Kunstschaffenden aus aller Welt – ein Trio, ein Duo und vier Solokünstler – müssen mit der «Ameise» Kunst kreieren. Sie wurden aus total 24 Bewerbungen für das Projekt «Shopping» ausgewählt. Was genau sie machen, steht ihnen frei. Die Werke können von Performances über Videos oder Bildpräsentationen bis hin zu Gemälden oder plastischen Skulpturen gehen. Wichtig sind dabei zwei Dinge: Es müssen jeweils 1000 Franken ausgegeben werden und der Einkauf muss an der Oberen Bahnhofstrasse in Wil geschehen. Als Beweise dienen dafür die Quittungen aus Läden, Ateliers, Cafés oder Restaurants. «Das Ziel ist auch, Kunst zu zeigen, welche durchaus subversiv und kritisch sein darf», sagt Marcel Hörler von Arthur Junior. «Deshalb haben wir uns bewusst gegen die Altstadt entschieden.» Denn dort sei man sich an das historisch gewachsene Schöne gewohnt. Die Fussgängerzone der Oberen Bahnhofstrasse hingegen eigne sich als Einkaufsmeile perfekt, um mit «Shopping» etwas total Neues zu kreieren, mit dem sich die Kunstwelt seit je her beschäftigt. Dennoch ignorierte Arthur Junior die Altstadt nicht ganz und richtete gleich im Hof zu Wil das Atelier für die Kunstschaffenden ein.
Ausstellung Ende Juli
Arthur Junior ist im Toggenburg zu Hause und normalerweise auch dort tätig. Doch nach dem Projekt Arthur Junior im Dorf – bei welchem sieben Kunstschaffende aus der ganzen Welt für sechs Wochen in Bütschwil tätig waren – wurde der Verein von der Fachstelle Kultur der Stadt Wil angefragt, ob er in die Obere Bahnhofstrasse kommen wolle. «Weil es so gut zur Einkaufstrasse passt, haben wir dann das Projekt 'Shopping' lanciert», sagt Viola Pfeiffer, Vorstandsmitglied von Arthur Junior. Sie selbst schreibt auf der Website von Arthur Junior: «Ich shoppe am liebsten 'Horroschauermärchenbücher'.» Auf dem Blog s-h-o-p-p-i-n-g.ch wird nun drei Wochen lang der Fortschritt der verschiedenen Kunstprojekte dokumentiert. Am Schluss werden die Resultate an der Oberen Bahnhofstrasse ausgestellt. Dann sehe man auch die Ergebnisse aus dem Kinderworkshop, der ab dem 25. Juli stattfinden wird, so Pfeiffer. Die Vernissage findet am 30. Juli um 16 Uhr an der Oberen Bahnhofstrasse statt. Zu Gast wird dann auch Marius Bär sein. Der junge Appenzeller mit der rauchigen Stimme spielte dieses Jahr im Sittertobel am Open Air St.Gallen.
Pascal Scheiwiler