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Samstag, 6. März 2021
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Theoretisch verfügt die Schweiz über Pandemie-Erfahrung. Die Behörden agierten während der Spanischen Grippe 1918 ähnlich wie heute. Daraus könnte man lernen. weiterlesen
TV: «Dunkirk» Im Frühjahr 1940 haben Hitlers Truppen Belgien, Holland und Teile Frankreichs überrannt und die übrig gebliebenen französisch-britischen Streitkräfte in einem kleinen Küstengebiet bei Dünkirchen eingekesselt. In einer einzigartigen... weiterlesen
Es war ein nasser Samstag im Februar 2020, als es nach 22 Uhr vor unserem Balkon plötzlich wahnsinnig hell wurde. Da war Blaulicht. Filmlicht. Mehrere Polizeiautos. Kameras. Gewusel. Und ein Haufen Polizisten. Ich, ganz Gafferin im Herz, machte es.. weiterlesen
Stephanie Rickenbacher und Lui Eigenmann erfüllen sich ihren Traum. Alle 47 Länder des Kontinents wollen sie besuchen. Bereits sechs Monate sind sie unterwegs und haben viel zu erzählen.
Aadorf/Europa Zuerst einmal, wo seid ihre gerade?
Aktuell bereisen wir gerade Ungarn und sind noch ziemlich im Osten des 16. Reiselandes auf unserer spannenden Tour durch ganz Europa.
Ihr seid jetzt über ein halbes Jahr unterwegs. Wo wart ihr in dieser Zeit schon überall?
Da ist schon ganz schön was zusammengekommen, da brauchen wir alle unsere vier Hände, um die bereisten Länder aufzuzählen. Wir schliefen schon in einem Vulkan in Italien, standen auf dem Petersplatz im Vatikan, blickten über ganz San Marino, sahen Filmsets in Dubrovnik. Zudem erkundeten wir Sarajevo, arbeiteten gegen Kost und Logis in Montenegro, staunten über Albanien, halfen zahlreichen Schildkröten über die Strassen Griechenlands, führten in Mazedonien ein Interview auf Schweizerdeutsch, besuchten die schöne Stadt Prizren im Kosovo, erkundeten die Naturschönheiten Serbiens, zählten Störche und Pferdekarren in Bulgarien, beobachteten Delfine am Bosporus bei Istanbul, warteten stundenlang an der Moldawischen Grenze und sind überwältigt von der bunten Schönheit Rumäniens.
Wie viele Kilometer hat euer Camper Karl schon auf dem Tacho?
Etwas mehr als 12'000 Kilometer hat Karl schon mit uns zurückgelegt. Jetzt gönnen wir ihm demnächst einen Service in Ungarn.
Aber er hält durch?
Ja, aber ein paar Dinge stehen nach so vielen Kilometern schon an, so zum Beispiel der erwähnte kleine Service mit Ölwechsel. Bei der Gelegenheit werden wir auch einen Steinschlag in der Windschutzscheibe machen lassen. Unser grösstes Problem bis anhin war ein defektes Batterieladegerät. Erstmal musste die Fehlerquelle gefunden und dann ein Ersatzteil in Bulgarien beschafft werden. Leider zeigt sich nach einigen Wochen, dass genau dieses neue Gerät doch nicht die gewünschte Leistung bringt. Nun haben wir uns das gleiche Modell wie zuvor online bestellt und sind gerade am Testen, ob jetzt alles wieder funktioniert und wir wieder mehrere Tage mit der Leistung aus den eigenen Batterien auskommen.
Ein halbes Jahr ist eine lange Zeit. Was hat euch bisher am meisten beeindruckt?
Die unglaubliche Herzlichkeit der Menschen im Balkan. Gerade vom Balkan wird bei uns zu Hause – wenn überhaupt – eher negativ gesprochen. Albanien oder Serbien sieht wohl niemand, ausser die Menschen mit Wurzeln dort, als Reiseländer. Und doch sind es gerade diese Regionen, die für uns unglaublich spannend waren und uns mitunter am meisten beeindruckten. Die Länder des Balkans werden total unterschätzt. Uns allen ist ganz selbstverständlich klar, dass das Meer in Kroatien wunderschön ist und auch in Griechenland ist es türkisblau und traumhaft schön. In unseren Köpfen ist zwischen den zwei Ländern aber alles grau und verschwommen – doch ist es so betrachtet wohl logisch, dass auch Albanien traumhafte Strände hat.
Welches Land ist denn euer Favorit?
Wir können kein einzelnes Land als den Favoriten schlechthin herausheben, allerdings schwärmen wir wie gesagt oft vom Balkan. Die Länder mögen es zwar nicht, wenn wir sie alle zusammen in einen Topf werfen, sie sind so unterschiedlich, und doch sind die Menschen überall sehr gastfreundlich, die Natur bietet egal ob an der Küste oder im Hinterland atemberaubende Sehenswürdigkeiten und mit der turbulenten Geschichte gibt es viel zu lernen und zu entdecken. Aber auch Rumänien hat uns mit dem Donaudelta und der ganzen Region Transsilvaniens in seinen Bann gezogen.
Haben euch diese Länder auch am meisten überrascht?
Ja, absolut positiv überrascht haben uns Serbien und Rumänien. Beide Länder bieten einmalig schöne Naturlandschaften, in Rumänien sind aber auch die ehemaligen Städte der Sachsen wunderschön. Vom Kosovo wiederum hätten wir niemals so viel Modernität erwartet. Eher negativ aufgefallen ist Montenegro. Angepriesen als die Perle im Balkan waren die Erwartungen riesig und weder mit den Städten noch den Montenegrinern wurden wir so richtig warm.
Und was hat enttäuscht?
Von der bulgarischen Schwarzmeerküste hatten wir viel gehört, vor Ort wurden wir schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Mit Ausnahme des ganz nördlichen Abschnittes können wir diese Küste nun wirklich niemandem empfehlen. Kleine Städte wie Nessebar werden von Touristen überflutet und der Charme des Ortes geht komplett verloren. An den einst wohl guten Campingplätzen wurde seit Jahrzehnten nichts gemacht, von dieser Region sind wir enttäuscht. Und wie schon erwähnt von Montenegro. Von einem Land, das als Perle des Balkans beschrieben wird, erwarten wir nicht durchgängig zugemüllte Strassengräben und grimmige, unfreundliche Bewohner.
Habt ihr einen Geheimtipp für uns?
Albanien ist momentan in aller Munde, unserer Meinung nach absolut verdient, denn das Land bietet eine ganz andere Art von Erlebnis. Hier siehst du noch richtig ursprüngliches Leben, wobei die dicken Mercedes einen gigantischen Kontrast bieten. Wem das zu viel Abenteuerreisen ist, dem empfehlen wir Serbien. Das Land bietet eine top Infrastruktur und echte Highlights wie zum Beispiel den Tara Nationalpark oder den Uvac Canyon.
Habt ihr bisher auch schlechte Erfahrungen in Sachen Kriminalität gemacht?
Uns ist noch überhaupt nie irgendetwas passiert, obwohl wir mit dem Camper seit über sechs Monaten durch ach so «gefährliche» Länder im Balkan oder dem Osten Europas reisen. Terroranschläge sind hier kein Thema und von gestohlenen Campern wissen wir nur aus Frankreich und Deutschland. Wir hören aber immer auf unseren gesunden Menschenverstand, lassen im Auto nichts sichtbar herumliegen und parken nur dort, wo wir ein gutes Gefühl haben – so wie wir das bei uns ja auch machen.
Wie sah es bisher mit den Grenzübergängen aus?
Die meisten Grenzkontrollen laufen nach dem gleichen Schema ab: ID und Fahrzeugpapiere zeigen, warten. Dann will ein Zöllner in den Camper schauen und ist jedes Mal total erstaunt, dass sich im Inneren eine kleine Wohnung befindet – zugegeben, von aussen sieht unser Karl wie ein Lieferwagen aus. Meistens dauert das ganze etwa 20 Minuten. An der Grenze zu Moldawien war das ganz anders. Bei der Ein- wie auch der Ausreise dauerten die Zollformalitäten je 1,5 Stunden. Es war ein Durcheinander und keiner konnte uns sagen, warum wir noch warten mussten.
Das klingt ja grundsätzlich problemlos. War Moldawien der schlimmste Übergang?
Die Ausreise aus der Türkei bleibt vor allem Lui noch lange in Erinnerung. Musste er doch dort mit den Beamten mit und sich einer Befragung durch vier Grenzwächter stellen. Wir waren sehr erleichtert, als wir zurück in Bulgarien waren.
Was wollten die Grenzwächter denn von Lui?
Es war wohl eine Routinekontrolle, die jedem passieren kann, die für uns aber sehr ungewohnt erschien.
Ist es ein Leichtes, sich immer wieder in neuen Kulturen zu akklimatisieren?
Unser klarer Vorteil ist, dass wir Zeit mitbringen. Gerade nach unserer Einreise nach Albanien brauchten wir einige Tage, um anzukommen. Kann sich ein Reisender diese Zeit nicht nehmen, wird ihn Albanien vermutlich überfordern. Natürlich informieren wir uns auch vor der Einreise über die wichtigsten Gepflogenheiten und wir passen uns wo nötig auch an. Die Sprachen sind teilweise schon eine Herausforderung und viel mehr als Hallo, Ja, Nein oder Danke können wir uns oft nicht merken. Aber der Kulturschock hält sich eigentlich in Grenzen, da wir mit dem Camper ja langsam reisen.
Ihr wart schon in ehemaligen Kriegsländern. Auch vor der Türkei, wo die politische Situation angespannt scheint, seid ihr nicht zurückgeschreckt. Wie habt ihr euch gefühlt?
Es gab bis anhin zwei Länder, bei denen wir uns vor der Einreise ernsthaft Gedanken über die Sicherheit machten. Das erste war Mazedonien, schliesslich sind wir nur drei Tage nach den Ausschreitungen im Parlament ins Land eingereist. Wir sprachen mit anderen Reisenden und fuhren ganz im Süden in das Land ein. Am Ohridsee überzeugten uns dann auch die Einheimischen, dass die Lage in Skopje ruhig sei und die Probleme nur die Politiker selber betrafen. Das zweite Land war, wie von dir angesprochen, die Türkei. Die vieldiskutierte Abstimmung war erst ein paar Wochen her, auf Nachfrage in Internetforen schlug uns eine Front aus Hass – geschürt natürlich auch von den Medien – entgegen. Unsere gezielte Nachfrage beim EDA beruhigte uns dann so weit, dass wir uns an die Mittelmeerküste wagten. Steffi wollte unbedingt nach Istanbul und die Lage schien ruhig, also wagten wir es. Ein leicht mulmiges Gefühl war aber schon dabei und dann zum Schluss die komplizierte Ausreise. Wir sind froh, haben wir es gemacht, aber genauso froh, dass es gut gegangen ist und wir nun in anderen Ländern sind.
Wie viel eures Budgets habt ihr schon verbraucht?
Für das erste Jahr haben wir uns im Vorfeld pro Land ein Budget gesetzt. Wir führen auch ein Ausgabenprotokoll, damit wir während dieser langen Zeit einen Überblick behalten. Nach einem halben Jahr sind wir aktuell rund 200 Franken im Minus – also fast eine Punktlandung.
Konntet ihr schon Arbeit finden unterwegs?
Nach einem WorkAway in Montenegro – Arbeit gegen Kost und Logis – widmen wir uns aktuell stark unserem eigenen Projekt und arbeiten sehr viel für unseren Blog, die YouTube-Videos sowie natürlich der Promotion unserer Arbeit auf den Sozial Media Plattformen. Erste Einnahmen mittels Affiliat-Marketing, YouTube-Werbung aber auch durch Spenden von begeisterten Zuschauern konnten wir bereits verbuchen.
Euer Vlog wurde letztens auch auf 20min.ch geteilt. Wie ist euer Gefühl dazu?
Wir haben uns riesig gefreut, dass wir uns auf 20min.ch mit einem ersten Vlog vorstellen durften und sind mächtig stolz, bekanntgeben zu dürfen, dass nun jeden zweiten Donnerstag dort ein Video von uns zu sehen sein wird. Bevor wir zugesagt haben, machten wir uns aber schon viele Gedanken, da wir auch bei anderen Vloggern schon sahen, dass die Missgunst und der Neid in der Schweiz sehr gross sind. So kam es, wie erwartet, und auch bei unserem Vlog drängten sich viele negative Kommentare unter das Video. So etwas erleben wir nur aus der Schweiz, aber trotzdem ist es eine Riesen-Chance mit unserem Projekt noch präsenter in der Schweiz zu werden und über den negativen Beigeschmack können wir mittlerweile gut hinwegsehen.
Wie ist die Resonanz auf eure Text- und Videobeiträge?
Wir sind absolut überwältigt ob der riesigen Resonanz im ganzen deutschsprachigen Raum. Nie hätten wir gedacht, dass unser Projekt so viele Leute anspricht und diese uns nun auf den verschiedenen Plattformen begleiten. Täglich bekommen wir Duzende Kommentare, private Nachrichten und durften sogar schon einen ganzen Tag mit einer YouTube-Zuschauerin verbringen. Die Entscheidung für Europa war genau die richtige. Weil wir so viel erleben dürfen und weil sich die Menschen sehr dafür interessieren.
Wie steht es um eure Ernährung. Habt ihr Problem mit der jeweiligen Umstellung?
Uns werden täglich viele Fragen gestellt, doch diese ist neu – Glückwunsch! Wir kochen sehr oft selber und da gibt es auch mal Spätzli oder selber gemachte Rösti. Das Einkaufen auf den lokalen Märkten ist jeweils sehr spannend, so gab es zum Beispiel in Albanien wirklich nur, was da gerade Saison hat. Traditionelles Essen in Restaurants darf aber natürlich nicht fehlen und wir haben schon ganz schön viele leckere Speisen probieren dürfen. Gerade in ärmeren Ländern wird fast ausschliesslich mit frischen lokalen Produkten gekocht und so ist das Essen eigentlich immer ein wahrer Genuss.
Ihr verbringt 24 Stunden miteinander. Was ist euer Rezept, um euch gegenseitig nicht zu nerven?
Spannungen gibt es da sehr wohl und da können auch einmal die Fetzen fliegen. Gerade wenn wir durch ein anspruchsvolles Land reisen, liegen die Nerven gerne etwas blank und es gibt auch mal Streit. Wichtig dabei ist, sich auch wieder zu vertragen, und wenn einer mal für eine Zeit draussen und der andere im Camper sitzt, kann man sich auch etwas Platz für sich selber geben.
Wie steht es ums Heimweh?
Damit gehen wir zwei ganz unterschiedlich um. Während es Steffi reicht, in virtuellem Kontakt zu bleiben, fehlen Lui schon die gemütlichen Abende mit Freunden sehr. Wir gleichen das etwas aus, indem wir auf den Campingplätzen mit anderen Reisenden plaudern oder sogar mal ein paar Tage gemeinsam verbringen. Das Highlight war natürlich, als uns Steffis Mama ganz spontan übers Wochenende in Rumänien besuchen kam.
Wie geht eure Reise nun weiter?
Ungarn bietet noch einige spannende Flecken, danach werden wir Slowenien und den östlichen Teil Österreichs bereisen, bevor wir den ungarischen Nationalfeiertag am 20. August nochmals in Budapest feiern werden. Durch die Slowakei geht es für uns anschliessend weiter nach Südpolen, einmal quer durch Tschechien und via Deutschland und das Fürstentum Liechtenstein in die Schweiz, wo wir zirka Anfang November für ein paar Wochen sein werden. Überwintern werden wir in Südspanien und nehmen auf dem Weg natürlich gleich Monaco, Frankreich und Andorra mit. Wie es im 2018 dann weiter geht, erzählen wir euch gerne in einem nächsten Interview.
Stephanie Rickenbacher und Lui Eigenmann erfüllen sich ihren Traum. Alle 47 Länder des Kontinents wollen sie besuchen. Bereits sechs Monate sind sie unterwegs und haben viel zu erzählen.
Aadorf/Europa Zuerst einmal, wo seid ihre gerade?
Aktuell bereisen wir gerade Ungarn und sind noch ziemlich im Osten des 16. Reiselandes auf unserer spannenden Tour durch ganz Europa.
Ihr seid jetzt über ein halbes Jahr unterwegs. Wo wart ihr in dieser Zeit schon überall?
Da ist schon ganz schön was zusammengekommen, da brauchen wir alle unsere vier Hände, um die bereisten Länder aufzuzählen. Wir schliefen schon in einem Vulkan in Italien, standen auf dem Petersplatz im Vatikan, blickten über ganz San Marino, sahen Filmsets in Dubrovnik. Zudem erkundeten wir Sarajevo, arbeiteten gegen Kost und Logis in Montenegro, staunten über Albanien, halfen zahlreichen Schildkröten über die Strassen Griechenlands, führten in Mazedonien ein Interview auf Schweizerdeutsch, besuchten die schöne Stadt Prizren im Kosovo, erkundeten die Naturschönheiten Serbiens, zählten Störche und Pferdekarren in Bulgarien, beobachteten Delfine am Bosporus bei Istanbul, warteten stundenlang an der Moldawischen Grenze und sind überwältigt von der bunten Schönheit Rumäniens.
Wie viele Kilometer hat euer Camper Karl schon auf dem Tacho?
Etwas mehr als 12'000 Kilometer hat Karl schon mit uns zurückgelegt. Jetzt gönnen wir ihm demnächst einen Service in Ungarn.
Aber er hält durch?
Ja, aber ein paar Dinge stehen nach so vielen Kilometern schon an, so zum Beispiel der erwähnte kleine Service mit Ölwechsel. Bei der Gelegenheit werden wir auch einen Steinschlag in der Windschutzscheibe machen lassen. Unser grösstes Problem bis anhin war ein defektes Batterieladegerät. Erstmal musste die Fehlerquelle gefunden und dann ein Ersatzteil in Bulgarien beschafft werden. Leider zeigt sich nach einigen Wochen, dass genau dieses neue Gerät doch nicht die gewünschte Leistung bringt. Nun haben wir uns das gleiche Modell wie zuvor online bestellt und sind gerade am Testen, ob jetzt alles wieder funktioniert und wir wieder mehrere Tage mit der Leistung aus den eigenen Batterien auskommen.
Ein halbes Jahr ist eine lange Zeit. Was hat euch bisher am meisten beeindruckt?
Die unglaubliche Herzlichkeit der Menschen im Balkan. Gerade vom Balkan wird bei uns zu Hause – wenn überhaupt – eher negativ gesprochen. Albanien oder Serbien sieht wohl niemand, ausser die Menschen mit Wurzeln dort, als Reiseländer. Und doch sind es gerade diese Regionen, die für uns unglaublich spannend waren und uns mitunter am meisten beeindruckten. Die Länder des Balkans werden total unterschätzt. Uns allen ist ganz selbstverständlich klar, dass das Meer in Kroatien wunderschön ist und auch in Griechenland ist es türkisblau und traumhaft schön. In unseren Köpfen ist zwischen den zwei Ländern aber alles grau und verschwommen – doch ist es so betrachtet wohl logisch, dass auch Albanien traumhafte Strände hat.
Welches Land ist denn euer Favorit?
Wir können kein einzelnes Land als den Favoriten schlechthin herausheben, allerdings schwärmen wir wie gesagt oft vom Balkan. Die Länder mögen es zwar nicht, wenn wir sie alle zusammen in einen Topf werfen, sie sind so unterschiedlich, und doch sind die Menschen überall sehr gastfreundlich, die Natur bietet egal ob an der Küste oder im Hinterland atemberaubende Sehenswürdigkeiten und mit der turbulenten Geschichte gibt es viel zu lernen und zu entdecken. Aber auch Rumänien hat uns mit dem Donaudelta und der ganzen Region Transsilvaniens in seinen Bann gezogen.
Haben euch diese Länder auch am meisten überrascht?
Ja, absolut positiv überrascht haben uns Serbien und Rumänien. Beide Länder bieten einmalig schöne Naturlandschaften, in Rumänien sind aber auch die ehemaligen Städte der Sachsen wunderschön. Vom Kosovo wiederum hätten wir niemals so viel Modernität erwartet. Eher negativ aufgefallen ist Montenegro. Angepriesen als die Perle im Balkan waren die Erwartungen riesig und weder mit den Städten noch den Montenegrinern wurden wir so richtig warm.
Und was hat enttäuscht?
Von der bulgarischen Schwarzmeerküste hatten wir viel gehört, vor Ort wurden wir schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Mit Ausnahme des ganz nördlichen Abschnittes können wir diese Küste nun wirklich niemandem empfehlen. Kleine Städte wie Nessebar werden von Touristen überflutet und der Charme des Ortes geht komplett verloren. An den einst wohl guten Campingplätzen wurde seit Jahrzehnten nichts gemacht, von dieser Region sind wir enttäuscht. Und wie schon erwähnt von Montenegro. Von einem Land, das als Perle des Balkans beschrieben wird, erwarten wir nicht durchgängig zugemüllte Strassengräben und grimmige, unfreundliche Bewohner.
Habt ihr einen Geheimtipp für uns?
Albanien ist momentan in aller Munde, unserer Meinung nach absolut verdient, denn das Land bietet eine ganz andere Art von Erlebnis. Hier siehst du noch richtig ursprüngliches Leben, wobei die dicken Mercedes einen gigantischen Kontrast bieten. Wem das zu viel Abenteuerreisen ist, dem empfehlen wir Serbien. Das Land bietet eine top Infrastruktur und echte Highlights wie zum Beispiel den Tara Nationalpark oder den Uvac Canyon.
Habt ihr bisher auch schlechte Erfahrungen in Sachen Kriminalität gemacht?
Uns ist noch überhaupt nie irgendetwas passiert, obwohl wir mit dem Camper seit über sechs Monaten durch ach so «gefährliche» Länder im Balkan oder dem Osten Europas reisen. Terroranschläge sind hier kein Thema und von gestohlenen Campern wissen wir nur aus Frankreich und Deutschland. Wir hören aber immer auf unseren gesunden Menschenverstand, lassen im Auto nichts sichtbar herumliegen und parken nur dort, wo wir ein gutes Gefühl haben – so wie wir das bei uns ja auch machen.
Wie sah es bisher mit den Grenzübergängen aus?
Die meisten Grenzkontrollen laufen nach dem gleichen Schema ab: ID und Fahrzeugpapiere zeigen, warten. Dann will ein Zöllner in den Camper schauen und ist jedes Mal total erstaunt, dass sich im Inneren eine kleine Wohnung befindet – zugegeben, von aussen sieht unser Karl wie ein Lieferwagen aus. Meistens dauert das ganze etwa 20 Minuten. An der Grenze zu Moldawien war das ganz anders. Bei der Ein- wie auch der Ausreise dauerten die Zollformalitäten je 1,5 Stunden. Es war ein Durcheinander und keiner konnte uns sagen, warum wir noch warten mussten.
Das klingt ja grundsätzlich problemlos. War Moldawien der schlimmste Übergang?
Die Ausreise aus der Türkei bleibt vor allem Lui noch lange in Erinnerung. Musste er doch dort mit den Beamten mit und sich einer Befragung durch vier Grenzwächter stellen. Wir waren sehr erleichtert, als wir zurück in Bulgarien waren.
Was wollten die Grenzwächter denn von Lui?
Es war wohl eine Routinekontrolle, die jedem passieren kann, die für uns aber sehr ungewohnt erschien.
Ist es ein Leichtes, sich immer wieder in neuen Kulturen zu akklimatisieren?
Unser klarer Vorteil ist, dass wir Zeit mitbringen. Gerade nach unserer Einreise nach Albanien brauchten wir einige Tage, um anzukommen. Kann sich ein Reisender diese Zeit nicht nehmen, wird ihn Albanien vermutlich überfordern. Natürlich informieren wir uns auch vor der Einreise über die wichtigsten Gepflogenheiten und wir passen uns wo nötig auch an. Die Sprachen sind teilweise schon eine Herausforderung und viel mehr als Hallo, Ja, Nein oder Danke können wir uns oft nicht merken. Aber der Kulturschock hält sich eigentlich in Grenzen, da wir mit dem Camper ja langsam reisen.
Ihr wart schon in ehemaligen Kriegsländern. Auch vor der Türkei, wo die politische Situation angespannt scheint, seid ihr nicht zurückgeschreckt. Wie habt ihr euch gefühlt?
Es gab bis anhin zwei Länder, bei denen wir uns vor der Einreise ernsthaft Gedanken über die Sicherheit machten. Das erste war Mazedonien, schliesslich sind wir nur drei Tage nach den Ausschreitungen im Parlament ins Land eingereist. Wir sprachen mit anderen Reisenden und fuhren ganz im Süden in das Land ein. Am Ohridsee überzeugten uns dann auch die Einheimischen, dass die Lage in Skopje ruhig sei und die Probleme nur die Politiker selber betrafen. Das zweite Land war, wie von dir angesprochen, die Türkei. Die vieldiskutierte Abstimmung war erst ein paar Wochen her, auf Nachfrage in Internetforen schlug uns eine Front aus Hass – geschürt natürlich auch von den Medien – entgegen. Unsere gezielte Nachfrage beim EDA beruhigte uns dann so weit, dass wir uns an die Mittelmeerküste wagten. Steffi wollte unbedingt nach Istanbul und die Lage schien ruhig, also wagten wir es. Ein leicht mulmiges Gefühl war aber schon dabei und dann zum Schluss die komplizierte Ausreise. Wir sind froh, haben wir es gemacht, aber genauso froh, dass es gut gegangen ist und wir nun in anderen Ländern sind.
Wie viel eures Budgets habt ihr schon verbraucht?
Für das erste Jahr haben wir uns im Vorfeld pro Land ein Budget gesetzt. Wir führen auch ein Ausgabenprotokoll, damit wir während dieser langen Zeit einen Überblick behalten. Nach einem halben Jahr sind wir aktuell rund 200 Franken im Minus – also fast eine Punktlandung.
Konntet ihr schon Arbeit finden unterwegs?
Nach einem WorkAway in Montenegro – Arbeit gegen Kost und Logis – widmen wir uns aktuell stark unserem eigenen Projekt und arbeiten sehr viel für unseren Blog, die YouTube-Videos sowie natürlich der Promotion unserer Arbeit auf den Sozial Media Plattformen. Erste Einnahmen mittels Affiliat-Marketing, YouTube-Werbung aber auch durch Spenden von begeisterten Zuschauern konnten wir bereits verbuchen.
Euer Vlog wurde letztens auch auf 20min.ch geteilt. Wie ist euer Gefühl dazu?
Wir haben uns riesig gefreut, dass wir uns auf 20min.ch mit einem ersten Vlog vorstellen durften und sind mächtig stolz, bekanntgeben zu dürfen, dass nun jeden zweiten Donnerstag dort ein Video von uns zu sehen sein wird. Bevor wir zugesagt haben, machten wir uns aber schon viele Gedanken, da wir auch bei anderen Vloggern schon sahen, dass die Missgunst und der Neid in der Schweiz sehr gross sind. So kam es, wie erwartet, und auch bei unserem Vlog drängten sich viele negative Kommentare unter das Video. So etwas erleben wir nur aus der Schweiz, aber trotzdem ist es eine Riesen-Chance mit unserem Projekt noch präsenter in der Schweiz zu werden und über den negativen Beigeschmack können wir mittlerweile gut hinwegsehen.
Wie ist die Resonanz auf eure Text- und Videobeiträge?
Wir sind absolut überwältigt ob der riesigen Resonanz im ganzen deutschsprachigen Raum. Nie hätten wir gedacht, dass unser Projekt so viele Leute anspricht und diese uns nun auf den verschiedenen Plattformen begleiten. Täglich bekommen wir Duzende Kommentare, private Nachrichten und durften sogar schon einen ganzen Tag mit einer YouTube-Zuschauerin verbringen. Die Entscheidung für Europa war genau die richtige. Weil wir so viel erleben dürfen und weil sich die Menschen sehr dafür interessieren.
Wie steht es um eure Ernährung. Habt ihr Problem mit der jeweiligen Umstellung?
Uns werden täglich viele Fragen gestellt, doch diese ist neu – Glückwunsch! Wir kochen sehr oft selber und da gibt es auch mal Spätzli oder selber gemachte Rösti. Das Einkaufen auf den lokalen Märkten ist jeweils sehr spannend, so gab es zum Beispiel in Albanien wirklich nur, was da gerade Saison hat. Traditionelles Essen in Restaurants darf aber natürlich nicht fehlen und wir haben schon ganz schön viele leckere Speisen probieren dürfen. Gerade in ärmeren Ländern wird fast ausschliesslich mit frischen lokalen Produkten gekocht und so ist das Essen eigentlich immer ein wahrer Genuss.
Ihr verbringt 24 Stunden miteinander. Was ist euer Rezept, um euch gegenseitig nicht zu nerven?
Spannungen gibt es da sehr wohl und da können auch einmal die Fetzen fliegen. Gerade wenn wir durch ein anspruchsvolles Land reisen, liegen die Nerven gerne etwas blank und es gibt auch mal Streit. Wichtig dabei ist, sich auch wieder zu vertragen, und wenn einer mal für eine Zeit draussen und der andere im Camper sitzt, kann man sich auch etwas Platz für sich selber geben.
Wie steht es ums Heimweh?
Damit gehen wir zwei ganz unterschiedlich um. Während es Steffi reicht, in virtuellem Kontakt zu bleiben, fehlen Lui schon die gemütlichen Abende mit Freunden sehr. Wir gleichen das etwas aus, indem wir auf den Campingplätzen mit anderen Reisenden plaudern oder sogar mal ein paar Tage gemeinsam verbringen. Das Highlight war natürlich, als uns Steffis Mama ganz spontan übers Wochenende in Rumänien besuchen kam.
Wie geht eure Reise nun weiter?
Ungarn bietet noch einige spannende Flecken, danach werden wir Slowenien und den östlichen Teil Österreichs bereisen, bevor wir den ungarischen Nationalfeiertag am 20. August nochmals in Budapest feiern werden. Durch die Slowakei geht es für uns anschliessend weiter nach Südpolen, einmal quer durch Tschechien und via Deutschland und das Fürstentum Liechtenstein in die Schweiz, wo wir zirka Anfang November für ein paar Wochen sein werden. Überwintern werden wir in Südspanien und nehmen auf dem Weg natürlich gleich Monaco, Frankreich und Andorra mit. Wie es im 2018 dann weiter geht, erzählen wir euch gerne in einem nächsten Interview.
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