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Donnerstag, 9. Februar 2023
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Unerfahrene junge Idealisten wollen neue Bilaterale Verträge, welche die EU-Rechtsübernahme und fremde Richter beinhalten sollen. Falls das nicht möglich ist, möchten sie, dass die Schweiz dem Europäischen Wirtschaftraum (EWR) beitritt. Sie... weiterlesen
NETFLIX: «Pamela, eine Liebesgeschichte» Dank ihrer Rolle in der Kultserie «Baywatch» sowie ihrem Erscheinen auf dem Cover des Playboy wurde Pamela Anderson zum Superstar. Das gestohlene Sextape mit ihrem damaligen Freund Tommy Lee gilt als... weiterlesen
Es gibt Dinge, die machen mich maximal hässig. Bodyshaming zum Beispiel. Oft trifft es Beatrice Egli. Darüber haben wir schon oft gesprochen. Aus lauter Ärger habe ich jeweils vergessen zu erwähnen, dass ich Beatrice vor allem eines finde:.. weiterlesen
Der Kanton spricht von Verhinderungstaktik. Der Verein Lebensqualität Braunau Wuppenau lässt das nicht gelten. Ihnen ginge es nicht darum, alternative Energie zu verhindern. Aber: Braunau sei der falsche Ort für Windräder.
Braunau/Wuppenau Für Gordian Suter war es ein Schock, als er von der Idee des Windparks hörte. Der 54-jährige zog im April mit seiner Frau nach Braunau. Es war eine Flucht. Sie flohen vor akustischen Immissionen von Wärmepumpen an ihrem früheren Wohnort Degersheim. «Wir haben dort ein Terrassenhaus gekauft. Aber die negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit waren so gross, dass wir aus dem Vertrag zurücktraten – mit Verlust natürlich.» Was ihn und seine Frau plagte, war unter anderem der sogenannte Infraschall. Dabei handelt es sich um Schall, dessen Frequenz unterhalb von 20 Herz liegt. Er ist für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar. Aber der ausgebildete Tontechniker Suter erklärt: «Jeder biologische Organismus reagiert anders auf diese Dauerbelastung. Ich konnte nicht mehr richtig schlafen und meine Frau hatte sogar Schmerzen und Schwindelanfälle» Mit ihrem erneuten Hauskauf und Umzug nach Braunau wollten die beiden die langersehnte Ruhe finden. Und erfuhren kurz darauf von der kantonalen Richtplanänderung, die einen Windpark ermöglichen soll. Damit käme der Infraschall erneut in ihr Leben. Denn laut Suter produzieren auch Windräder diese Wellen über weite Distanzen. Um das zu verhindern, wird Suter eines der ersten 20 Mitglieder des Vereins Lebensqualität Braunau Wuppenau. Ihr Ziel: Keine Windräder in der Nachbarschaft.
Etwas ist dem Präsidenten des Vereins Marco Zimmermann besonders wichtig: «Das anonyme Flugblatt gegen den Windpark stammte nicht von uns. So etwas ohne Namen zu verbreiten geht nicht.» Dem Verein gehe es nicht um Polemik, sondern um Fakten. Man will nicht, wie vom Kanton angedeutet, den Einzug der alternativen Energien verhindern, sondern eine ehrliche Debatte fördern. «Ich gehöre zur Generation, die sich in den späten 60er-Jahren gegen Atomkraftwerke gewehrt hat. Ich will alternative Energien. Aber die Geräte müssen an den richtigen Orten stehen», so Marco Zimmermann.
Die emotionale Diskussion wurde durch die Auflage des neuen Thurgauer Richtplans ausgelöst. Darin sind acht Windpotenzial-Gebiete vermerkt. Eines davon befindet sich bei Braunau und Wuppenau. Um das Windpotenzial der Gegend zu bestätigen, gab der Kanton eine Windstudie in Auftrag. Während fast zwei Jahren wurde dafür mit 90 Meter hohen Windmasten gemessen. Das Ergebnis stimmt laut Thomas Volken von der kantonalen Abteilung für Energie mit den vorgängig errechneten Daten überein. Aber: Im kantonalen Richtplan ist nur von moderaten Windgeschwindigkeiten die Rede. Für Marco Zimmermann nicht genug: «So grosse Windräder mit einer Flügelhöhe von über 200 Meter benötigen für einen optimalen Betrieb rund 12 bis 13 m/s schnellen Wind. In Braunau reden wir aber nur von rund 5 m/s.» Er vermutet deshalb, dass die mögliche Betreiberin des Windparks, die Ennova, auf Fördergelder des Bundes spekuliert. Denn so eine Anlage ist nicht günstig. Für die vier, maximal fünf Windräder müssten rund 100'000 bis 120'000 Franken pro Jahr an die betroffenen Gemeinden und rund 20'000 Franken pro Anlage und Jahr an die jeweiligen Grundstückbesitzer gezahlt werden. Ein gewinnbringender Betrieb setzt deshalb gute Windbedingungen oder grosszügige Subventionen voraus. So oder so würden die Anlagen nach 20 bis 25 Jahren zurückgebaut. In dieser Zeit sollen die Windräder laut Ennova rund 6600 Haushalte mit Energie versorgen. Auch diese Angabe wird vom Verein wegen des mangelnden Windes aber kritisch hinterfragt.
Nebst den Windverhältnissen und den möglichen Emissionen führen Marco Zimmermann und Gordian Suter noch weitere Argumente ins Feld: Der Schattenwurf, die Landschaftsverschandelung und die Abwertung der Immobilien in Braunau. «Wer will schon ein Haus kaufen, das im Schatten einer riesigen Grosswindanlage steht?», fragt Zimmermann. Obwohl die öffentliche Vernehmlassung für den Richtplan am 2. September zu Ende ging, wird der Verein jetzt erst richtig aktiv. Mit einer Website sollen Mitglieder rekrutiert werden. Schliesslich habe man an der Informationsveranstaltung Ende August rund 270 Unterschriften gesammelt. «Dann gehen wir auf die Gemeinde und die Grossräte zu», so Zimmermann. Im Januar soll der Richtplan im Kantonsrat behandelt werden. Bis dahin will man genug Volksvertreter auf der Seite des Vereins wissen. Ein Mitglied des Grossen Rates spricht sich aber bereits jetzt gegen den Windpark Braunau-Wuppenau aus: der Braunauer Gemeindepräsident David Zimmermann.
Bisher war die Gemeinde Braunau zurückhaltend. «Ich habe den Rat dazu ermahnt, sich ruhig und neutral zu verhalten. Wir mussten erst die Meinung der Bevölkerung abholen», erklärt David Zimmermann. Seit der Informationsveranstaltung über den geplanten Windpark sei man nun aber davon überzeugt, dass die Einwohner das Projekt nicht befürworten. «Es gab eigentlich keine positive Stimmen», so Zimmermann. Deshalb hat die Gemeinde eine Verlängerung der Vernehmlassungsfrist bis Ende September erwirkt. In dieser Zeit wird man sich gegenüber dem Kanton noch deutlich gegen die betreffende Stelle des Richtplans äussern. «Zudem werden wir die ausstehende Ortsplanungsrevision nicht berücksichtigen», so Zimmermann. Dank diesem Vorgehen, dem Engagement des Vereins und der Stimmung im Grossen Rat schätzt er die Chancen für den Richtplan als sehr gering ein: «Die Windpark-Zone bei Braunau wird entweder schon in der Vernehmlassung entfernt oder im Grossen Rat gekippt.» Für Gordian Suter wäre damit das Happy End in Braunau perfekt. Denn der Bau des Windparks würde für ihn wohl das Ende der Zeit als Hauseigentümer bedeutet: «Noch so einen Umzug könnten wir nicht verkraften. Die Gesundheit von Mensch und Tier darf nicht durch Windparks beeinträchtigt werden.»
Timo Züst
Der Kanton spricht von Verhinderungstaktik. Der Verein Lebensqualität Braunau Wuppenau lässt das nicht gelten. Ihnen ginge es nicht darum, alternative Energie zu verhindern. Aber: Braunau sei der falsche Ort für Windräder.
Braunau/Wuppenau Für Gordian Suter war es ein Schock, als er von der Idee des Windparks hörte. Der 54-jährige zog im April mit seiner Frau nach Braunau. Es war eine Flucht. Sie flohen vor akustischen Immissionen von Wärmepumpen an ihrem früheren Wohnort Degersheim. «Wir haben dort ein Terrassenhaus gekauft. Aber die negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit waren so gross, dass wir aus dem Vertrag zurücktraten – mit Verlust natürlich.» Was ihn und seine Frau plagte, war unter anderem der sogenannte Infraschall. Dabei handelt es sich um Schall, dessen Frequenz unterhalb von 20 Herz liegt. Er ist für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar. Aber der ausgebildete Tontechniker Suter erklärt: «Jeder biologische Organismus reagiert anders auf diese Dauerbelastung. Ich konnte nicht mehr richtig schlafen und meine Frau hatte sogar Schmerzen und Schwindelanfälle» Mit ihrem erneuten Hauskauf und Umzug nach Braunau wollten die beiden die langersehnte Ruhe finden. Und erfuhren kurz darauf von der kantonalen Richtplanänderung, die einen Windpark ermöglichen soll. Damit käme der Infraschall erneut in ihr Leben. Denn laut Suter produzieren auch Windräder diese Wellen über weite Distanzen. Um das zu verhindern, wird Suter eines der ersten 20 Mitglieder des Vereins Lebensqualität Braunau Wuppenau. Ihr Ziel: Keine Windräder in der Nachbarschaft.
Etwas ist dem Präsidenten des Vereins Marco Zimmermann besonders wichtig: «Das anonyme Flugblatt gegen den Windpark stammte nicht von uns. So etwas ohne Namen zu verbreiten geht nicht.» Dem Verein gehe es nicht um Polemik, sondern um Fakten. Man will nicht, wie vom Kanton angedeutet, den Einzug der alternativen Energien verhindern, sondern eine ehrliche Debatte fördern. «Ich gehöre zur Generation, die sich in den späten 60er-Jahren gegen Atomkraftwerke gewehrt hat. Ich will alternative Energien. Aber die Geräte müssen an den richtigen Orten stehen», so Marco Zimmermann.
Die emotionale Diskussion wurde durch die Auflage des neuen Thurgauer Richtplans ausgelöst. Darin sind acht Windpotenzial-Gebiete vermerkt. Eines davon befindet sich bei Braunau und Wuppenau. Um das Windpotenzial der Gegend zu bestätigen, gab der Kanton eine Windstudie in Auftrag. Während fast zwei Jahren wurde dafür mit 90 Meter hohen Windmasten gemessen. Das Ergebnis stimmt laut Thomas Volken von der kantonalen Abteilung für Energie mit den vorgängig errechneten Daten überein. Aber: Im kantonalen Richtplan ist nur von moderaten Windgeschwindigkeiten die Rede. Für Marco Zimmermann nicht genug: «So grosse Windräder mit einer Flügelhöhe von über 200 Meter benötigen für einen optimalen Betrieb rund 12 bis 13 m/s schnellen Wind. In Braunau reden wir aber nur von rund 5 m/s.» Er vermutet deshalb, dass die mögliche Betreiberin des Windparks, die Ennova, auf Fördergelder des Bundes spekuliert. Denn so eine Anlage ist nicht günstig. Für die vier, maximal fünf Windräder müssten rund 100'000 bis 120'000 Franken pro Jahr an die betroffenen Gemeinden und rund 20'000 Franken pro Anlage und Jahr an die jeweiligen Grundstückbesitzer gezahlt werden. Ein gewinnbringender Betrieb setzt deshalb gute Windbedingungen oder grosszügige Subventionen voraus. So oder so würden die Anlagen nach 20 bis 25 Jahren zurückgebaut. In dieser Zeit sollen die Windräder laut Ennova rund 6600 Haushalte mit Energie versorgen. Auch diese Angabe wird vom Verein wegen des mangelnden Windes aber kritisch hinterfragt.
Nebst den Windverhältnissen und den möglichen Emissionen führen Marco Zimmermann und Gordian Suter noch weitere Argumente ins Feld: Der Schattenwurf, die Landschaftsverschandelung und die Abwertung der Immobilien in Braunau. «Wer will schon ein Haus kaufen, das im Schatten einer riesigen Grosswindanlage steht?», fragt Zimmermann. Obwohl die öffentliche Vernehmlassung für den Richtplan am 2. September zu Ende ging, wird der Verein jetzt erst richtig aktiv. Mit einer Website sollen Mitglieder rekrutiert werden. Schliesslich habe man an der Informationsveranstaltung Ende August rund 270 Unterschriften gesammelt. «Dann gehen wir auf die Gemeinde und die Grossräte zu», so Zimmermann. Im Januar soll der Richtplan im Kantonsrat behandelt werden. Bis dahin will man genug Volksvertreter auf der Seite des Vereins wissen. Ein Mitglied des Grossen Rates spricht sich aber bereits jetzt gegen den Windpark Braunau-Wuppenau aus: der Braunauer Gemeindepräsident David Zimmermann.
Bisher war die Gemeinde Braunau zurückhaltend. «Ich habe den Rat dazu ermahnt, sich ruhig und neutral zu verhalten. Wir mussten erst die Meinung der Bevölkerung abholen», erklärt David Zimmermann. Seit der Informationsveranstaltung über den geplanten Windpark sei man nun aber davon überzeugt, dass die Einwohner das Projekt nicht befürworten. «Es gab eigentlich keine positive Stimmen», so Zimmermann. Deshalb hat die Gemeinde eine Verlängerung der Vernehmlassungsfrist bis Ende September erwirkt. In dieser Zeit wird man sich gegenüber dem Kanton noch deutlich gegen die betreffende Stelle des Richtplans äussern. «Zudem werden wir die ausstehende Ortsplanungsrevision nicht berücksichtigen», so Zimmermann. Dank diesem Vorgehen, dem Engagement des Vereins und der Stimmung im Grossen Rat schätzt er die Chancen für den Richtplan als sehr gering ein: «Die Windpark-Zone bei Braunau wird entweder schon in der Vernehmlassung entfernt oder im Grossen Rat gekippt.» Für Gordian Suter wäre damit das Happy End in Braunau perfekt. Denn der Bau des Windparks würde für ihn wohl das Ende der Zeit als Hauseigentümer bedeutet: «Noch so einen Umzug könnten wir nicht verkraften. Die Gesundheit von Mensch und Tier darf nicht durch Windparks beeinträchtigt werden.»
Timo Züst
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