Simon Lumpert
kümmert sich mit seiner Frau in Zukunft um die Wiler Adventsfenster.
Urs Brunner (67) aus Aadorf leidet an einer seltenen Muskelkrankheit und hofft auf einen Roboterarm, der ihm bei alltäglichen Aufgaben hilft. Er setzt alles daran, seine Selbstständigkeit zurückzugewinnen, und hat gemeinsam mit einem alten Bekannten ein Crowd-funding ins Leben gerufen.
Aadorf Wer sich vor rund 30 Jahren in der LA Music Bar in Guntershausen aufhielt, der machte schnell Bekanntschaft mit dem damaligen Wirt Urs Brunner. Doch der «gschwätzige» und gesellige Aadorfer kann schon lange nicht mehr einer geregelten Arbeit nachgehen.
Diagnose vor 17 Jahren
Urs Brunner, der lange Zeit in der IT-Branche tätig war, bemerkte zu Beginn des neuen Jahrtausends, dass mit seinem Körper etwas nicht stimmte. «Rumpfbeugen verursachten plötzlich Schmerzen», erinnert er sich zurück. Nach diversen Besuchen bei Ärzten, im Spital und nach einem entfernten Nierenstein erhielt er zwei Jahre später im Kantonsspital in St.Gallen die Diagnose Einschlusskörpermyositis. Es handelt sich dabei um eine entzündliche Muskelerkrankung, die von einer schleichenden Muskelschwäche begleitet wird. «Kurz gesagt bedeutet es, dass mein Gehirn irgendwann gar keine Muskeln mehr ansteuern kann», erzählt er und fügt ein passendes Beispiel hinzu. «Es lässt sich mit einer Autofahrt vergleichen, bei der im Laufe der Fahrt immer mehr ausfällt.» Wann der Totalschaden eintritt, weiss Brunner nicht.
Dass es jedoch passieren wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Irgendwann werde einfach gar nichts mehr funktionieren, betont er. Schon jetzt ist er auf einen Rollstuhl und auf seine Partnerin angewiesen, die ihn so gut wie möglich unterstützt. Mit seinem Rollstuhl kann er zwar von A nach B kommen und ihn auch noch bedienen, aber alles, was eine Arm- oder Beinbewegung erfordert, kann der Aadorfer nicht mehr selbst erledigen. «Das Horrorszenario wäre ein Brand in der Wohnung, wenn ich alleine bin. Ich wäre ziemlich sicher verloren», sagt der ehemalige Informatiker.
Die IV und der Roboterarm
Vor einiger Zeit wurde der technikaffine Urs Brunner auf einen Hilfsarm aufmerksam, der Erleichterung verspricht. «Leider zahlt die IV nichts für dieses Gerät, was mich sehr überrascht hat. Nur lebenswichtige Unterstützung wird finanziert», betont Brunner. Daher versucht er nun, die Finanzierung für einen revolutionären rollstuhlbefestigten Roboterarm von Exxomove namens Bateo auf die Beine zu stellen. «Dieser Roboterarm wird an meinem Rollstuhl befestigt und unterstützt mich bei alltäglichen Aufgaben», sagt er begeistert.
Die Kosten für die Anschaffung und die Installation belaufen sich auf 55’000 Schweizer Franken. Der schwer erkrankte Brunner erinnert sich noch gut daran, als er den Preis erfuhr. «Mich hat fast der Schlag getroffen, und meine Hoffnung auf ein letztes Stückchen Freiheit schwindet langsam dahin.» Gemeinsam mit seinem alten Bekannten Thomas Hutter haben sie einen Ideenkatalog zur Finanzierung erarbeitet. Die Wahl fiel auf ein bewährtes Mittel des Internetzeitalters: Crowdfunding.
«Bin einfach nur überwältigt»
Innerhalb weniger Tage wurde die Spendensammlung gestartet, und eine Werbekampagne für Urs Brunner wurde ins Leben gerufen. «Der treibende Kopf dahinter ist Thomas, dem ich wirklich für sein Engagement danken muss», sagt er. Die beiden kennen sich noch aus den alten Zeiten in der LA Music Bar und haben gemeinsam viel erlebt. «Thomas hat sich bei mir gemeldet und gesagt, dass er mir helfen möchte. Das hat mich unglaublich gefreut», erzählt Brunner. Noch mehr Freude bereitete ihm die Tatsache, dass das Crowdfunding Anklang fand. Es war wie eine Lawine, die ins Rollen kam. Urs Brunner erhielt Anrufe und Unterstützung aus der gesamten Region, teilweise mit grosszügigen Spenden.
«Ein 90-jähriger Mann zum Beispiel wollte noch zu Lebzeiten eine gute Sache unterstützen und hat deshalb Kontakt zu mir aufgenommen», berichtet er. Mittlerweile wurden 33’100 Schweizer Franken gesammelt, was die beiden besonders freut. «Die Solidarität rührt mich zu Tränen. Ich bin einfach überwältigt», sagt Brunner sichtlich bewegt. Es gibt keinen festen Zeitraum für die Spendenaktion, obwohl Brunner nicht weiss, wann sich sein Gesundheitszustand verschlechtern wird. «Es ist meine letzte Chance auf ein wenig Freiheit», fügt er zum Schluss hinzu.
Von Jan Isler
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