Stefanie Marty
vermutet, dass die Stadt Wil bei den Architektenhonoraren sparen könnte.
Am Dienstagnachmittag genossen die Bewohner der Obermoosstrasse 3 die Sonne und hielten sich rund ums Haus auf. le
Ein Jahr nach dem Start der Asylunterkünfte in Aadorf und Ettenhausen haben sich Alltag und Erfahrungen eingespielt. Doch was hat sich konkret getan – und wo stehen Gemeinde, Schule und Peregrina-Stiftung heute?
Aadorf/Ettenhausen Vor zwölf Monaten war die Stimmung aufgeheizt. An einem Infoabend in der Turnhalle Ettenhausen prallten Sorgen der Bevölkerung, organisatorische Erklärungen der Peregrina-Stiftung und die Mahnungen der Gemeinde aufeinander. Die Unterkünfte für insgesamt 54 Personen sorgten für Diskussionen, besonders der Standort an der Weidlistrasse, direkt vis-à-vis der Schule. Viele Eltern befürchteten Konflikte, Sicherheitsprobleme und einen schwierigen Alltag für die Kinder.
Heute, ein Jahr später, lohnt sich die Rückschau. Mittlerweile sind die zwei Liegenschaften bezogen, die Zahl der Bewohner schwankt je nach Zuweisungen des Kantons. «An der Obermoosstrasse sind aktuell 14 Personen, an der Elggerstrasse neun Personen untergebracht», bestätigt Eberhard Wörwag, Geschäftsführer der Peregrina-Stiftung auf Anfrage. Es sind Menschen aus Afghanistan, Somalia, Eritrea, Iran, Südsudan, Pakistan, Senegal, Angola, China und Tibet mit negativen Asylentscheiden. «Die Peregrina-Stiftung trägt die Verantwortung für die Betreuung und verweist nach wie vor auf ihre Rolle als ausführendes Organ», erklärt Wörwag. Für den Alltag in Aadorf und Ettenhausen bedeutet das: Es gibt eine gewisse Routine, aber auch Herausforderungen.
Die Gemeinde Aadorf hatte damals angekündigt, das Sicherheitsgefühl mit Securitas-Patrouillen und mehr Beleuchtung zu stärken. Heute ist klar, die zusätzlichen Patrouillen benötigte es nicht. Matthias Küng, Gemeindepräsident von Aadorf erklärt zudem: «Die längeren Brennzeiten der Strassenbeleuchtung wurden von der Bevölkerung wahrgenommen. Mal positiv und mal negativ.» Haben sich die Befürchtungen der Anwohnenden also eher zerstreut? Matthias Küng bestätigt dies: «Wir haben bis zum heutigen Zeitpunkt keine negativen Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhalten. Wenn Rückmeldungen, dann positiver Art.» Die Zusammenarbeit mit der Peregrina-Stiftung selbst bewertet der Gemeindepräsident als «Sehr gut.» Ob sich die Stimmung in der Bevölkerung verändert hat, kann Matthias Küng nach eigenen Angaben nicht beurteilen, betont aber: «Im besten Fall wurden die negativen Vorurteile nicht bestätigt.» Und welche Perspektiven sieht Küng für die kommenden Jahre im Umgang mit Asylunterkünften in seiner Gemeinde? Der Gemeindepräsident erklärt: «Der Standort ist entscheidend. Grundsätzlich sind wir immer noch positiv eingestellt.»
Für die Schule stand im Vordergrund, dass die Kinder einen sicheren Weg haben und der Kontakt zu den Asylsuchenden nicht zu Konflikten führt. Nach einem Jahr zeigt sich: Es gibt keine Kontakte zwischen diesen Gruppen. «Im Haus nahe dem Schulhaus ist und bleibt es leer», so die Aadorfer Schulpräsidentin Astrid Keller auf Anfrage. Auch darum sieht die Schulpräsidetin den Schulweg weiterhin als unproblematisch. «Im Haus an der Elggerstrasse in Ettenhausen verläuft nach meinen Beobachtungen sehr viel im Innern des Hauses» gibt Keller aber zu bedenken.
«Unsere Aufgabe war und ist, den kantonalen Auftrag umzusetzen», erklärt Eberhard Wörwag, Geschäftsleiter der Peregrina-Stiftung. Konkret bedeutet das: Unterkünfte für Personen aus dem Thurgauer Asylwesen bereitzustellen und zu betreiben. In Aadorf und Ettenhausen habe sich diese Rolle vor allem durch die Eröffnung der Unterkünfte und das alltägliche Zusammenleben bemerkbar gemacht. Von Anfang an habe die Stiftung den Dialog gesucht: «Wir haben den Kontakt zu der Nachbarschaft gesucht, offene Fragen aufgenommen und alles darangesetzt, dass ein reibungsloses Miteinander entsteht.» Das sei gelungen, da keine negativen Reaktionen aus der Bevölkerung wahrgenommen worden seien. Ein zentrales Mittel, um Akzeptanz zu schaffen, sei Transparenz: «Aufklärung und Transparenz schaffen gegenseitiges Vertrauen als notwendige Basis für ein gutes Zusammenleben.» Neben einem Infoabend zu Beginn sei es wichtig gewesen, den Austausch mit Nachbarn, Gemeinde und Schule kontinuierlich zu pflegen. «Transparenz und persönliche Begegnungen sind zentrale Bestandteile für ein unaufgeregtes Miteinander», betont Wörwag. Die Aufenthaltsdauer der Asylsuchenden bleibe allerdings ein Unsicherheitsfaktor. Sie hänge stark vom Stand des jeweiligen Verfahrens ab und könne wenige Monate oder mehrere Jahre betragen. «Für die Betroffenen ist das eine belastende Situation, für uns bedeutet es, entsprechend flexibel zu bleiben. Auf die Dauer der Verfahren haben wir keinen Einfluss.» Dennoch sei das Zusammenleben konfliktfrei verlaufen. «Weder aus der Nachbarschaft noch aus der Gemeinde ist uns etwas Negatives zu Ohren gekommen.» Die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde bestätige dieses Bild. Falls Probleme auftauchten, würden diese aktiv angesprochen und gemeinsam Lösungen gesucht.
Für die Asylsuchenden selbst sei die Lage schwierig, da sie keine Bleibeperspektive in der Schweiz hätten. Der Umgang damit sei individuell und stark von der persönlichen Situation geprägt. Nach einem Jahr zieht Wörwag eine positive Bilanz: «Es ist uns gelungen, Bedenken und Ängste dank der Erfahrungen im Alltag zu zerstreuen. Die im Vorfeld geäusserten Sorgen haben sich nicht bestätigt. Stattdessen übernimmt die Peregrina-Stiftung Verantwortung für ein gutes Zusammenleben und pflegt einen regen Austausch.» Von Gemeinde und Bevölkerung erhalte man «viel Wohlwollen, das wir ausserordentlich schätzen».
Lui Eigenmann
Lade Fotos..