Christian Strässle
ist gegen den geplanten Landkauf in Münchwilen.
Für Ruedi Bartel ist momentan keine Besserung in Sicht. jis
In den letzten Jahren ist ein besorgniserregender Trend in der Gastronomiebranche zu beobachten gewesen: Der Mangel an qualifiziertem Personal hat ein alarmierendes Ausmass erreicht. Keine Besserung in Sicht: Die WN haben mit dem Thurgauer Gastropräsidenten Ruedi Bartel über fehlendes Personal in der Branche gesprochen
BalterswilRuedi Bartel, in der WN-Ausgabe vor einem Jahr haben wir Sie gefragt, wie es um den Fachkräftemangel in der Hinterthurgauer Gastrobranche stehe. Wie sieht es nun aus?
Nicht gerade rosig, um ehrlich zu sein. Der Fachkräftemangel hat sich im Hinterthurgau wie auch im ganzen Kanton Thurgau nicht verbessert.
In welchen Positionen fehlen besonders viele Fachkräfte?
In welchen nicht? Nein, leider fehlt immer noch sehr viel qualifiziertes Personal im Service wie auch in der Küche.
Woran lässt sich festmachen, weshalb sich immer weniger junge Menschen für einen Beruf in der Gastrobranche entscheiden?
Die Gastronomiebranche ist bekannt für lange Arbeitszeiten, Wochenendarbeit, Schichtarbeit und körperliche Anforderungen. Das lässt sich nicht wegdiskutieren und ist nun einfach Teil des Jobs. Dies kann für viele junge Menschen abschreckend sein, insbesondere wenn sie nach einem ausgewogenen Arbeits- und Privatleben streben. Dennoch glaube ich fest daran, dass es junge Arbeitskräfte gibt, die dieselbe Leidenschaft für den Beruf haben, die auch ich in jungen Jahren gehabt habe, als ich in die Gastrobranche eingestiegen bin.
In anderen Branchen sorgen teils zu schwache Lehrabgänger dafür, dass nicht genügend Stellen besetzt werden können. Ist das in der Gastronomie auch der Fall?
Auch in der Gastrobranche sind zu schwache Lehrabschlüsse ein Thema. Infolgedessen können Stellen für Ausgelernte nur schwer besetzt werden.
Im Interview damals haben Sie gesagt, dass auch der Dachverband Gastro Suisse mehr gegen den Fachkräftemangel tun müsse. Ist dies passiert im vergangenen Jahr?
Gastro Suisse hat einen 5-Punkte-Plan entwickelt, um Fachkräfte zu mobilisieren. Dieser trägt allerdings noch keine Früchte, da die Umsetzung in der jetzigen Zeit immer noch recht schwierig ist.
Ist es also jedem Gastronomen selber überlassen sich um das Problem von fehlendem Personal zu kümmern?
Das würde ich so nicht sagen. Klar leistet Gastro Suisse Hilfestellung und unterstützt, wo sie nur kann. Aber schlussendlich ist es jedem Gastronomen selber überlassen, mit welchen Mitteln er Anreize für den Beruf schafft.
Glauben Sie an eine Besserung in naher Zukunft?
Ehrlich gesagt nicht, nein.
«Es braucht seine Zeit»
«Wir müssen die Attraktivität unserer Berufsbilder und unserer Branche steigern. Ebenso wichtig ist es, Unternehmerinnen und Unternehmer für die Herausforderungen in der Personalführung zu sensibilisieren. Denn die Ansprüche und die Erwartungen der jungen Generationen haben sich gewandelt», erklärt Patrik Hasler-Olbrych, Geschäftsleitungsmitglied bei Gastro Suisse. Weiter sagt er, dass der 5-Punkte-Plan vorsieht, dass die Attraktivität der Ausbildungsplätze gesteigert werde und dass es genügend davon gebe. «Wir müssen die jungen Leute wieder vermehrt für unsere interessanten Berufe gewinnen können. Darüber hinaus möchten wir die Ausbildungsangebote für Quereinsteiger und fremdsprachiges Personal stärker fördern.» Gastro Suisse hat in Zusammenarbeit mit den Kantonalverbänden einen Massnahmenplan erarbeitet: «Eine von vielen Massnahmen, mit der wir schon im letzten Jahr gestartet haben, ist die Unterstützung von Unternehmen, die sich als TOP-Ausbildungsbetriebe zertifizieren lassen. Die Umsetzung der Massnahmen hat somit bereits begonnen und erstreckt sich über zwei bis drei Jahre. Es braucht seine Zeit, bis die Massnahmen greifen.»
Interview: Jan Isler
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