Christian Strässle
ist gegen den geplanten Landkauf in Münchwilen.
Möchte in ihrem Leben den nächsten Schritt machen: Sandrine Nikolic. jis
Der Hinterthurgau erscheint wieder in der nationalen Politik. Zumindest dann, wenn die Bettwieserin Sandrine Nikolic-Fuss (53) im kommenden Herbst in den Nationalrat gewählt würde. Im Interview spricht die Gewerkschaftspräsidentin über ihre Heimat, den Hinterthurgau und die Schere zwischen Arm und Reich.
Bettwiesen Sandrine Nikolic-Fuss, ursprünglich kommen Sie aus dem Elsass, leben aber seit über 20 Jahren im Hinterthurgau. Was für einen Bezug haben Sie zur Region und was schätzen Sie daran?
Ich schätze die Natur und die Ruhe sehr, die wir hier bei uns haben. Als ich bei der Swissair zu arbeiten begann , entschlossen mein Mann und ich, zusammen nach Bettwiesen zu ziehen.
Sie wurden von den Hinterthurgauern Sozialdemokraten ausgewählt, um bei den Nationalratswahlen im kommenden Herbst mitzumischen. Wie geht es Ihnen mit dieser Entscheidung?
Ich freue mich sehr, dass ich unsere Region, aber auch meine Heimat, den Hinterthurgau, auf dem nationalen politischen Parkett in Bern vertreten darf.
Als Präsidentin der Gewerkschaft des Kabinenpersonals Kapers und Mitglied der SP beschäftigen Sie sich gleich doppelt mit sozialen Themen. Kann dies ein Vorteil für Sie sein?
Ich glaube schon. Soziale Politik ist nicht nur in der Partei mein Alltag, sondern auch in meinem beruflichen Umfeld. Als Gewerkschaftspräsidentin muss ich mich zwingend mit dem Thema Sozialverträglichkeit befassen und tue dies aus tiefster Überzeugung.
Wo sehen Sie am ehesten soziale Probleme in der Schweiz?
Die Menschen werden immer ärmer und die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Wer in der reichen Schweiz lebt, der soll auch von seinem Geld wirklich leben können. Auch bei der AHV sehe ich noch Verbesserungspotenzial. Die Politik muss sozialverträglicher werden auf allen Ebenen.
Was meinen Sie damit?
Sei es auf der ökonomischen oder der ökologischen Ebene, muss ein Ruck durch die nationale und europäische Politik gehen, damit endlich wieder Politik für die Menschen gemacht wird. Die Schweiz gleicht sozial aktuell einer tickenden Zeitbombe.
Was möchten Sie mit Ihrer Politik konkret für die Menschen im Hinterthurgau machen?
Unser Fleckchen Erde hat ein bisschen den Anschluss verloren. Je nachdem kommt man mit dem öV nur erschwert in die grösseren Städte. Der Schlüssel für die Attraktivität eines Standorts ist, wie dieser an den Verkehr angeschlossen ist. Wenn die Anbindung nicht stimmt, dann stimmt der Rest auch nicht.
Was sind Ihrer Meinung nach konkrete Probleme, die wir hier im Hinterthurgau derzeit zu bewältigen haben?
Zum einen macht mir der Fachkräftemangel hier sorgen. Zum anderen speziell der Lehrermangel an Hinterthurgauer Schulen. Die Kinder haben ein Recht auf ihre Zukunft und darauf, eine Ausbildung zu bekommen. Dasselbe gilt für die Gesundheitsbranchen. Die Gewerkschaften rufen schon lange nach Hilfe. Für mich ist klar, dass etwas Grundlegendes wie die Gesundheit nicht verhandelbar ist.
Sie kamen aus Frankreich in die Schweiz und haben als Flight-Attendant für die Swissair und die Swiss gearbeitet. Wurden Sie jemals für Ihre Herkunft angefeindet?
Nein, noch nie. Weder während meiner aktiven Zeit in der Kabine noch hier im Hinterthurgau wurde ich angefeindet. Klar gab es schon Diskussionen bezüglich unterschiedlicher politischer Meinungen, aber dann geht’s um die Sache, nicht um mich persönlich (schmunzelt).
Das hat sich auch nach der Hochzeit nicht geändert, als Sie den Namen ihres Mannes annahmen?
Nein, auch nicht. Wie gesagt, habe ich, seit ich Teil der SP bin, noch nie eine Anfeindung bezüglich meines Nachnamens erlebt. Letztendlich geht es meiner Meinung nach um die Fähigkeiten einer Person und nicht um ihren Nachnamen. Jemanden abstempeln, nur weil sein Nachname nicht Weber, Meier oder Müller ist, ist völlig inakzeptabel.
Von Jan Isler
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