Rudolf Kuhn
schiesst Silberjodidraketen in den Himmel um Hagel abzuwehren.
Jürg Wipf und Roland Rohner (v.l.) erklären, weshalb Gratisparkplätze und Lädelisterben keinen Zusammenhang haben. lin
Das Lädelisterben ist in der ganzen Schweiz Thema, auch in Wil. Roland Rohner und Jürg Wipf erklären, weshalb sie Wil nicht in Not sehen und weshalb Gratisparkplätze nicht damit zusammenhängen.
Wil «Nicht mal Gratisparkplätze helfen in Wil SG gegen Lädelisterben» titelte die Onlinenachrichtenplattform «Nau» vor Kurzem. «Die haben etwas gehörig falsch verstanden», sagen Jürg Wipf und Roland Rohner vom Verein Wil-Shopping, sichtlich verärgert. Denn: Das eine habe nichts mit dem anderen zu tun.
An drei Samstagen fanden im Juni die Aktionstage «Parken zum Nulltarif» statt. An diesen konnten die Besucherinnen und Besucher der Stadt Wil auf verschiedenen Parkplätzen gratis parkieren. Die Stadt unterstützte die Aktion des Vereins Wil-Shopping mit einem Beitrag von 50’000 Franken aus dem Stadtfonds – eine zu hohe Summe, finden einige. Vor allem, weil die Läden in der Fussgängerzone gemäss einer Umfrage zwar tendenziell mehr Kundschaft verzeichneten als im Durchschnitt, die Aktion allerdings nicht der Grund dafür war. «Wir sehen keinen Vorteil darin. Kunden reagierten positiv auf die Aktion, wären jedoch auch sonst in die Stadt gekommen», bemerkte einer der Umfrageteilnehmer. Insgesamt haben 17 von 92 Mitgliedern von «Wil-Shopping» an der Onlineumfrage teilgenommen. «Klar sind die Leute nicht extra wegen der Aktion in die Stadt gekommen», meint Jürg Wipf, Präsident von «Wil-Shopping». «Aber das war auch nicht unsere Intention.»
Ihnen sei klar, dass mit einer solchen Aktion nicht von heute auf morgen mehr Stadtbesucherinnen und
-besucher gewonnen werden können, erklären die beiden Wiler. Mit einem Angebot wie diesem soll die Stadt attraktiver gestaltet werden, ohne im direkten Gegenzug etwas erreichen zu wollen. «Wenn wir am Muttertag in den Läden Blumen verteilen, dann erwarten wir auch nicht, dass deshalb mehr Leute in die Stadt kommen», so Rohner. «Aber sie freuen sich immer darüber.» Dies ist auch in der Umfrage sichtbar: Die Onlineumfrage mit den Wil-Shopping-Mitgliedern sowie die Passantenumfrage ergaben eine Mehrheit an positivem bis neutralem Feedback zur Aktion. Die Stadt Wil hebe sich in einigen Aspekten bereits stark von umliegenden Städten in der Region ab, betont Jürg Wipf. So zum Beispiel in puncto Anlässe, Infrastruktur und Architektur. Das Ziel von «Wil-Shopping» sei, diese Visibilität noch zu erhöhen.
Eine attraktivere Stadt ziehe nicht nur Kundschaft an, sondern auch potenzielle Mieter für Ladenlokale, gibt Rohner zu bedenken, obwohl leere Ladenflächen in Wil momentan kein Problem seien. Das mache die Kritik am Gratisparkieren nicht nur irrelevant, sondern auch falsch. «Von Lädelisterben zu sprechen, ist schlicht ein Irrsinn», findet Rohner klare Worte. Momentan seien an der Oberen Bahnhofstrasse bis auf zwei Flächen alle Ladenlokale vermietet, weiss er. «Man muss aufhören, Wil so runterzureden», findet auch Jürg Wipf. Wil habe sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Es seien verschiedene bekannte Läden neu zugezogen. Auch dank ebensolcher Massnahmen.
Natürlich könne man über verschiedene Massnahmen diskutieren, so Roland Rohner. «Bei manchen Leuten kommen sie an, bei manchen nicht.» In der Mitgliederumfrage sprechen sich zwei Drittel der Teilnehmenden trotz Skepsis gegenüber deren Wirkung für eine erneute Durchführung der Aktion aus. «Einige Angebote brauchen etwas Zeit, bis sie ankommen und greifen», fügt Wipf an. Wichtig sei nur, dass sich etwas bewege. In welcher Form das Gratisparkieren nächstes Jahr angeboten werde, stehe aktuell noch nicht fest, so der Präsident von «Wil-Shopping». «Konzepte müssen laufend angepasst werden, das ist normal», gibt er zu. «Wir wissen noch nicht genau, was, aber wir arbeiten an verschiedenen Angeboten.»
Linda Bachmann
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