Simon Lumpert
kümmert sich mit seiner Frau in Zukunft um die Wiler Adventsfenster.
Was trieb den 13-Jährigen Bub zur Tat?
Es ist eine Tat, die viele Fragezeichen hinterlässt. Am Samstagabend überfällt ein 13-Jähriger einen Tankstellenshop an der Konstanzerstrasse, bewaffnet mit einem Messer. Selbst die Kantonspolizei spricht von einem speziellen Fall.
Wil Beim Schliessen des Tankstellenshops trat am Samstagabend eine männliche Person an die 21-jährige Verkäuferin heran und bedrohte sie mit einem Messer. Als sie in den Shop flüchtete, folgte ihr der Täter und zwang sie in der Folge zur Herausgabe von Geld. Die Verkäuferin händigte mehrere tausend Franken aus, worauf der Täter flüchtete. Im Zuge der eingeleiteten Fahndung durch mehrere Patrouillen der Kantonspolizei St.Gallen konnte laut der Kapo im Zentrum von Wil ein auf die Täterbeschreibung passender Jugendlicher angehalten werden. Der 13-jährige Serbe wurde festgenommen. Laut Florian Schneider, Mediensprecher bei der Kapo, verhielt sich der Bub dabei anständig und korrekt. Trotzdem wurde der 13-Jährige in Handschellen gelegt, wie Schneider verrät: «Üblicherweise erfolgt ein Transport einer festgenommenen Person in Handschellen. Dies zur Sicherheit aller Beteiligter, sollte die festgenommene Person gefährliche Gegenstände auf sich tragen sowie sich und/oder andere verletzen wollen.» Nach der Festnahme wurde der 13-Jährige wieder freigelassen. Nach Informationen der «Wiler Nachrichten» hat die Jugendanwaltschaft keine Untersuchungshaft verfügt.
Der Fall, der sich am Samstagabend im Wiler Tankstellenshopabgespielt hatte, war auch für die Kantonspolizei nicht alltäglich, bestätigt Florian Schneider auf Anfrage: «Sollte sich im Zuge der Ermittlungen herausstellen respektive sich der Anfangsverdacht erhärten, dass tatsächlich der 13-Jährige den Raubüberfall verübt hat, dann wäre das sicher speziell.» Die Kantonspolizei kenne Raubdelikte von Jugendlichen eher von Strassenrauben – sprich Jugendliche, die anderen Personen unter Androhung von Gewalt oder unter Zuhilfenahme von gefährlichen Gegenständen, wie beispielsweise Messer oder Imitationswaffen etwa das Portemonnaie stehlen, erklärt der Medienbeauftragte.
Brigitte Seifert, Leitende Psychologin und Bereichsleiterin des Zentrums für Forensik bei der Stiftung Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste St.Gallen, sieht auf Anfrage einen Jugendlichen, der in grosser Not und dringend auf Unterstützung von Erwachsenen angewiesen sei, betont aber auch, dass, um das Delikt allgemein einzuordnen, differenzierte Angaben fehlen. Die Ursachen, so Seifert, können von aussen betrachtet vielfältig sein. «Auch in der Kinder- und Jugendforensik gehen wir von einem biopsychosozialen Entwicklungsmodell aus, was sowohl biologische, psychologische und Umweltfaktoren berücksichtigt. Die Erfahrung unseres Zentrums für Forensik zeigt, dass solche Delikte häufig vor dem Hintergrund einer unreifen Entwicklung und beziehungsweise oder struktureller Probleme einzuordnen sind.» Zum Beispiel, so Seifert, könne das Thema Identität eine Rolle spielen – sprich, man versuche, sich über das Delikt Identität zu geben. «In anderen Fällen kann auch eine starke Selbstbezogenheit mit dem Impuls, unmittelbar Bedürfnisse zu befriedigen, oder eine geringe Empathiefähigkeit zu einer solchen Tat führen», so die Leitende Psychologin. Brigitte Seifert ist sich zudem sicher, dass der Bub sich bewusst war, was er da am Samstagabend tat. «Ein gesund entwickeltes Kind in diesem Alter verfügt über die Einsicht, mit welchen Folgen eine solche Tat einhergeht», so die Psychologin . Wobei, laut Seifert, mit Folgen nicht nur die strafrechtlichen gemeint sind, sondern vielmehr auch jene für das beziehungsweise die Opfer. «Kinder in diesem Alter, die allgemein noch unreif sind oder strukturelle Probleme aufweisen, sind sich zwar meist ebenfalls der Folgen solcher Delikte bewusst, sie verfügen jedoch nicht über die Steuerungsfähigkeit. Damit ist gemeint, dass es ihnen trotz vorhandener Einsicht nicht gelingt, danach zu handeln», erklärt Brigitte Seifert.
Das Messer spielt auch bei den Jugendlichen in unserer Region eine immer grössere Rolle. Jeder fünfte trägt eines auf sich, so eine Studie der ZHAW. Was wollen die Jugendlichen damit bezwecken? Auch hier gebe es laut Seifert keine allgemeingültige Antwort. «Zum Teil ist das Tragen eines Messers identitätsstiftend. Damit ist etwa gemeint, dass ein Jugendlicher ein Messer auf sich trägt, weil es seine Freunde auch tun und er sich dadurch dazugehörig fühlt.» Ein anderer häufiger Grund sei, so die Psychologin, das Thema Angst. «Es gibt Jugendliche, die sich sicherer fühlen, wenn sie ein Messer bei sich haben. So zeigt sich häufig in Auseinandersetzungen unter Jugendlichen die Dynamik ‹Angriff ist die beste Verteidigung›.» Wie es mit dem 13-Jährigen nun weitergeht, darüber gibt Stefan Hess, Medienbeauftragter bei der Staatsanwaltschaft, auf Anfrage keine Auskunft: «Dies gilt umso mehr im Jugendstrafrecht, wo nach Art. 14 der Jugendstrafprozessordnung der Grundsatz der Ausschluss der Öffentlichkeit gilt.»
Von Lui Eigenmann
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