Claudia Keel-Graf
erklärt, mit welchen Zutaten dasThurbobräu gebraut wird.
Norbert Hodel ist es wichtig, dass die Wilerinnen und Wiler die Möglichkeit bekommen, das Baronenhaus zu besichtigen.
Am 14. September findet der nationale Tag der Ortsgemeinden statt. Die WN haben sich vorgängig mit Norbert Hodel, dem Präsidenten der Ortsgemeinde Wil getroffen. Der Wiler erklärt, welche Aufgaben einer Ortsgemeinde zufallen und weshalb sie für die Bevölkerung nicht an Wichtigkeit verloren hat.
Wil Norbert Hodel, wofür braucht es die Ortsgemeinden?
Das fragen sich in der Tat viele Leute. Die Ortsgemeinde ist der Zusammenschluss aller Personen, die das Wiler Bürgerrecht besitzen. Das sind 3000 Wiler Bürgerinnen und Bürger. Die Ortsgemeinde erbringt eine Vielzahl an öffentlichen Leistungen. Wir unterstützen zum Beispiel das Rock am Weier, das Klassik-Open-Air, das Musiktheater Wil und einige weitere Vereine. Unser Credo ist die Unterstützung und die Pflege kultureller und ökologischer Leistungen und von Infrastrukturen.
Sie haben kulturelle Leistungen aufgezählt. Was leistet die Ortsgemeinde für die Ökologie?
Eine wesentliche ökologische Leistung für die Öffentlichkeit sind die Pflege und der Unterhalt des Rebberges. Dazu kommt die Bewirtschaftung des Bürgerwaldes – die Ortsgemeinde besitzt 427 Hektaren Wald rund um Wil,den sie pflegt und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.
Was unterscheidet eine Ortsgemeinde konkret von einer politischen Gemeinde?
Eine politische Gemeinde kann Steuern erheben. Das können St.Galler Ortsgemeinden seit der Gründung des Kantons nicht mehr. Wir erbringen unsere Leistungen vollumfänglich aus selbst erwirtschafteten Mitteln. Unter anderem aus Pachtzins, Baurechtszins oder Holz- und Weinverkauf. Manche Ortsgemeinden geben ihren Bürgerinnen und Bürgern zudem einen sogenannten Bürgernutzen ab. Früher in Form von Holz, heute in Geld. Im Kanton St.Gallen ist dies allerdings gesetzlich bereits seit einiger Zeit nicht mehr erlaubt.
Das Baronenhaus ist der wohl bekannteste Besitz der Ortsgemeinde. Ist das Objekt Prestige oder Notwendigkeit?
Das Baronenhaus ist neben dem Hof das markanteste historische Gebäude der Stadt Wil. Früher war es ein Ärztehaus. Als es dann vor vielen Jahren zum Verkauf stand, gab es Kaufinteressenten, die darin ein Warenhaus planten. Meine Vorgänger haben das Objekt gekauft, um es in seinem Ursprungszustand zu erhalten. Brauchen tun wir es nicht. Aber wir sind sehr stolz darauf. Wir bewirtschaften einige Räumlichkeiten, die die Öffentlichkeit zu verschiedenen Zwecken nutzen kann: das Trauungszimmer, Sitzungszimmer sowie ein kleines Kellertheater.
Sie sind der Präsident des Ortsgemeinderats Wil. Wie lange besetzen Sie dieses Amt bereits?
Ich bin seit dem 1. Januar 2013 Präsident. Im April wurde ich für die Legislaturperiode 2025 bis 2028 erneut gewählt.
Welches sind Ihre Aufgaben als Präsident des Ortsgemeinderats?
Primär bin ich für die Finanzen zuständig und habe die Geschäftsleitung inne. Dazu bin ich Vorsteher des Ortsgemeinderats, der aus fünf Personen besteht. Innerhalb des Rats haben wir unsere Aufgaben aufgeteilt. Ich bin zuständig für den Forstbetrieb.
In Bern gibt es immer wieder Bestrebungen, die Ortsgemeinden abzuschaffen. Warum?
Das ist ziemlich einfach: Die politischen Gemeinden meinen, sie würden bei einer Abschaffung eine Menge Geld erben. Grosse Ortsbürgergemeinden, wie Bern eine ist, haben einen Umsatz, der mit dem der Stadt Wil vergleichbar ist.
Was würde eine Abschaffung für Wil bedeuten?
Die Ortsgemeinde müsste ihren gesamten Besitz der Stadt übergeben. Das sind nicht nur Einnahmen, sondern auch hohe Kosten. Ob der Betrieb des Rebbergs oder der Unterhalt von historischen Liegenschaften für die Stadt erstrebbar sind, ist fraglich. Eine Übernahme hätte wahrscheinlich zur Folge, das einige der Leistungen gestrichen werden. Wir haben aber ein sehr gutes Verhältnis mit der Politischen Gemeinde Wil. Eine Abschaffung war noch nie Thema.
Welche aktuellen Projekte verfolgt die Ortsgemeinde Wil?
Ein grosses Projekt ist der Austausch der Beleuchtung in der Tonhalle durch LED-Beleuchtung. Da investieren wir knapp 300’000 Franken. Dazu kommt unter anderem die Bewerbung unserer neuen Weinlinie. Im Herbst kommt noch ein Wiler Barrique dazu.
Was erwartet die Öffentlichkeit am Tag der offenen Tür am 14. September?
Der Tag ist aus dem Motto «Tu Gute und sprich darüber» entstanden. Heisst: Wir wollen der Wiler Bevölkerung zeigen,was wir das ganze Jahr über tun. Sie kann den Rebberg besichtigen, hinter die Kulissen der Tonhalle schauen und einen Einblick in den Forstbetrieb erhalten. Fast am wichtigsten ist mir der Rundgang durch das Baronenhaus. Viele Wilerinnen und Wiler sind immer nur daran vorbeigelaufen und haben es noch nie von innen gesehen. Das wollen wir nun unbedingt ändern.
Linda Bachmann
Von 9 bis 15 Uhr kann die Öffentlichkeit folgende Betriebe besichtigen: Tonhalle, Rebberg, Forst, Baronenhaus und Stadtmuseum. Zwischen den Stationen verkehrt eine Bimmelbahn
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