Stefan Haltinner
verrät, wieso er die Verhandlung über einen Uzwiler Brand unterbrach.
Wer noch unter Bäumen entlang der Thur in Oberbüren spazieren will, muss dies bald tun, denn in ein paar Wochen wird es dort kahler aussehen. 1000 Kubikmeter Holz werden gefällt. Bernhard Herbert, Revierförster, erklärt, wieso dieser Holzschlag dringend nötig ist.
Oberbüren In Oberbüren entlang der Thur lässt es sich schön spazieren. Das Wasser des Flusses rauscht und die Bäume stehen in Reihen, während der Wind durch sie hindurchbläst. Doch nicht mehr lange. Grund dafür ist eine Fällung von 1000 Kubikmeter Holz, ein grosser Teil davon nur Eschen. Schon jetzt sind die Arbeiten am Gange, doch manche können diese Aktion nicht verstehen. Bernhard Herbert, Revierförster Oberbüren, klärt auf und gibt die verschiedenen Gründe für diese ausserordentliche Abholzung an.
Er hat sie alle befallen: Der Eschenpilz aus Asien. In der Region ist die Esche vor allem auch im Gebiet entlang der Thur sehr häufig anzutreffen. Eine Krankheit wie der Eschenpilz breitet sich so rasant aus. «Sie sind alle befallen. Die Eschen müssen alle weg», sagt Herbert. Doch nicht überall werden die Bäume gefallt. Hauptsächlich werden diese Holzschläge entlang der Thur an Spazierwegen und der Hauptstrasse vorgenommen, da sie an diesen Orten den meisten Schaden anrichten können. Hier sind die dürren Äste und abgefaulten Wurzeln, alles Auswirkungen des Eschenpilzes, eine grosse Gefahr für die Bevölkerung und müssen aufgrund dessen beseitigt werden.
Der Holzschlag trifft nicht immer auf Verständnis in der Bevölkerung. «Für die Arbeiter ist es nicht einfach», sagt Herbert. Die vier Holzer sind nicht nur der Gefahr von herabfallenden Ästen und dürren Bäumen ausgesetzt, sondern auch der ständigen Kritik. «Baummörder sagen ihnen viele», so Herbert. Obwohl diese Aktion dem Schutz der Bevölkerung dient. Selten gibt es unterstützende und dankbare Worte, doch es gibt sie. «Es gibt Leute, die getrauen sich schon nicht mehr unter diese Bäume. Sie sind sehr froh, dass wir das machen», sagt Herbert. Der Eschenpilz ist nämlich auch für Besucher erkennbar. Die Äste tragen keine Blätter mehr und sind braun und dürr. Auch an den herumliegenden Stämmen ist es zu erkennen. In der Mitte haben sich dunkle Verfärbungen gebildet. Dieser Pilz führt auch zu Wertverlusten. Das Holz wäre vor der Krankheit noch 300 Franken per Kubikmeter wert gewesen. Heute beläuft sich der nur noch auf ungefähr 40 Franken. Alle diese Kosten, auch die des Wiederaufbaus, müssen vom Beisitzer selbst getragen werden, ohne jegliche Beiträge.
Der Holzschlag wird nicht nur aufgrund der Esche ausgeführt. Gründe seien auch eine regelmässige Durchforstung und Bäume, die zu nahe an Stromleitungen stehen. Diese Fällungen wurden nun zusammengelegt. So hat der Wald 15 Jahre Ruhe nach dieser Aktion. Für Tiere wird dieser Holzschlag nur in dem Sinn eine Auswirkung haben, da ihr Lebensraum sich durch weniger und neue Bäume wandelt. Auf Eschen ist keine der Tierarten angewiesen. Es soll aber vieles nachgepflanzt und auch aufgebaut werden, so Herbert.
Nicht nur in Oberbüren trifft man auf dürre Bäume. Auch im Naherholungsgebiet der Thurau in Wil wird der Wald entlang der Thur lichter aufgrund der befallenen Eschen. Renaldo Vanzo, Revierförster Wil, kämpft dort seit Jahren mit diesem Problem. Gleich geht es Christian Künzi, Revierförster von Lommis, Affeltrangen und Wängi. Auch dort sind 90 Prozent der Eschen befallen und müssen gefällt werden, um die Gefahr zu verringern.
Debora Baumann
Die Fruchtkörper des Pilzes bilden sich im Mai und Juni auf den alten Blattstängeln der Eschenblätter des Vorjahres. Von hier aus werden die Sporen mit dem Wind in die Welt getragen und befallen die frischen Eschenblätter. Auf diese Weise wurden wahrscheinlich um die 90 Prozent aller Eschen in den Wäldern der Gebiete von Christian Künzi befallen. Das sind mehrere 1000 Bäume. An Waldstellen, die nicht oft begangen werden, überlässt man die Bäume der Natur. An anderen Stellen, wie in der Nähe der Bahngleise oder der Hauptstrasse, könne man dies nicht tun, sagt Künzi. Dort wäre die Gefahr zu gross, dass ein Baum auf falsche Stellen fallen könnte. Somit werden diese Bäume gefällt. Im Gebiet Lommis seien es pro Holzschlag bis zu 150 Kubikmeter Holz, meint Christian Künzi. Ganze Flächen werden in manchen Schlägen abgeholzt. Dabei bleiben die Stellen vorübergehend leer. Die Ursache dafür ist meistens, dass die Waldbesitzer kein Geld und keine Motivation haben, um in eine Wiederbepflanzung Zeit und Kapital zu investieren. Diese Flächen werden aber innerhalb der kommenden zehn Jahre von selbst mit Bäumen und Sträuchern bedeckt sein. Andere werden mit klimatauglichen Arten bepflanzt. Dies wäre zum einen die Eiche, die später auch als wertvolles und beliebtes Holz weiterverwertet werden kann.
Stapelweise liegen Baumstämme im Wald entlang der Thur an der Thurau Wil. Es sind alles Eschen und das hat einen bestimmten Grund: die Baumkrankheit Eschenpilz, die von Asien eingeschleppt wurde. Genau solche Bäume können für den Waldbesucher gefährlich werden. Bei Wind und Regen können sie herunterfallen und Schaden anrichten. Die Bäume und ihre Kronen selbst müssen keine klaren Symptome zeigen und doch könnten die Wurzeln vollkommen verfault sein. Diese Verfaulungen können zu umstürzenden Bäumen führen, was aufgrund der Lage an der Autobahn sehr gefährlich werden kann für Autofahrer. «Es ist schon einmal ein Baum fast auf die Fahrbahn gekracht», sagt Vanzo besorgt. Das seien alles Gründe für die Abholzungen in diesem Masse. Spaziergänger werden zudem gebeten, bei Schneefällen und auch Stürmen vorsichtig zu sein. Der Waldbesitzer selbst hafte für keinerlei Schäden, da keine Bewirtschaftungspflicht gelte, so Vanzo. Die Eschenfällungen werde entweder aus Gutmütigkeit vom Waldbesitzers finanziert oder durch die Nutzniesser (Autobahn, Kantonsstrasse) des Waldes.Trotz den vielen Holzschlägen ist der Eschenpilz präsenter als je zuvor. «Man wird ihn nicht los», sagt Vanzo. Er schätzt den Anteil der immunen Bäume auf ungefähr fünf bis zehn Prozent des Gesamtbestandes. Doch welche dazu gehören und welche nicht, ist schwer abzuschätzen. «Auch wenn ein Baum gesund erscheint, kann er nach nur einem Jahr befallen sein», so Vanzo. Viel könne man nicht machen, ausser in regelmässigen Abständen holzen. In den letzten drei Jahren seien in seinem Gebiet rund 1000 Kubikmeter Holz geschlagen worden. So viel, wie in zehn Jahren wieder von selbst nachwachsen wird. Die Eschen sollen auf diese Weise nicht mehr angepflanzt werden, sondern von selbst gedeihen.
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