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Donnerstag, 9. Februar 2023
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Unerfahrene junge Idealisten wollen neue Bilaterale Verträge, welche die EU-Rechtsübernahme und fremde Richter beinhalten sollen. Falls das nicht möglich ist, möchten sie, dass die Schweiz dem Europäischen Wirtschaftraum (EWR) beitritt. Sie... weiterlesen
NETFLIX: «Pamela, eine Liebesgeschichte» Dank ihrer Rolle in der Kultserie «Baywatch» sowie ihrem Erscheinen auf dem Cover des Playboy wurde Pamela Anderson zum Superstar. Das gestohlene Sextape mit ihrem damaligen Freund Tommy Lee gilt als... weiterlesen
Es gibt Dinge, die machen mich maximal hässig. Bodyshaming zum Beispiel. Oft trifft es Beatrice Egli. Darüber haben wir schon oft gesprochen. Aus lauter Ärger habe ich jeweils vergessen zu erwähnen, dass ich Beatrice vor allem eines finde:.. weiterlesen
An der Kantonsschule Wil kursiert eine neue App. Mit «Yik Yak» können die Schüler anonyme Nachrichten an die ganze Schule verschicken – ohne Einschränkung. Eine perfekte Plattform für Cybermobbing?
Im März dieses Jahres wurden die Eltern von Schülern der San Clemente High School in Orange County, California via Telefon darüber informiert, dass ihre Kinder nicht rechtzeitig nach Hause kommen werden. Der Grund: eine Bombendrohung. Zwei Schüler hatten über eine neuen Smartphone-Applikation, genannt «Yik Yak», eine Drohbotschaft verbreitet. Diese App ermöglicht es jedem, der sie kostenfrei herunterlädt, Textnachrichten bis zu einer Länge von 200 Zeichen zu verschicken. Diese Nachrichten erreichen alle Benutzer der Software in einem Umkreis von einigen Kilometern, uneingeschränkt. Die Autoren bleiben dabei anonym. Inzwischen hat «Yik Yak» auch die Kantonsschule Wil erreicht. Während der Schulzeit wird mindestens einmal pro Stunde etwas gepostet – von mehr oder weniger harmlosen Witzen bis zu wüsten Beleidigungen.
Die App wurde von zwei amerikanischen College-Absolventen erfunden. Ziel war es, eine Kommunikationsplattform für Universitäten zu schaffen. «Yik Yak» hat die amerikanischen Schulen und Universitäten im Sturm erobert aber auch die Diskussion um Cybermobbing wieder aufleben lassen. An den dortigen Highschools (Oberstufe) ist die Software deshalb nur noch beschränkt nutzbar – per GPS weiss die App, dass sich der Nutzer auf einem Schulgelände befindet. Ein Test der Wiler Nachrichten bei der Oberstufe Sonnenhof zeigt aber: Auch hier funktioniert «Yik Yak» tadellos. Und Nachrichten wie «kerim figgt müettere» oder «Herpes vo de Mensafrau wieder am eskaliere» bei der Kantonsschule Wil zeigen, dass auch in der Schweiz über solche Apps diskutiert werden sollte.
Die Kantonsschule Wil scheint ein Pionier in Sachen «Yik Yak» in der Schweiz zu sein. Aktiviert man die Software auf dem Marktplatz in der Stadt St.Gallen, sieht man kaum neue Nachrichten. Auch Andreas Wenk, Prorektor der Kantonsschule am Burggraben, hat noch nicht von der neuen App gehört: «Eine kleine Umfrage in der Schulleitung hat keinen nennenswerten Bekanntheitsgrad dieser App ergeben.» Wie das amerikanische Phänomen nach Wil kam, klärt eine kleine Umfrage bei der Schülerschaft der Kanti. Ein Schulkollege, der häufig Zeit in Amerika verbringt, habe die App mitgebracht, erzählt uns eine Gruppe junger Männer. Viele von ihnen zeigen uns auf die Frage, ob sie «Yik Yak» benutzen, lachend ihren Handybildschirm: «Ja, sogar jetzt gerade.» Aus den Gesprächen mit den Jugendlichen geht auch hervor, dass sie die Naivität gegenüber dem Internet längst abgelegt haben. Denn an der von der Anwendung vorgegaukelten Anonymität zweifeln sie massiv. Zu recht: Die App kann nämlich jeden Nutzer via GPS ausfindig machen. Ein Nebeneffekt des Grundkonzepts, das auf geografischer Lokalisation aufbaut. So wurden auch die zwei Urheber der Bombendrohung an der San Clemente High School identifiziert. Dass die Schüler «Yik Yak» auch bewusst nutzen, zeigt diese Aussage: «Ich bin vorsichtig. Wenn ich von daheim etwas poste, wissen alle, dass ich es war.»
Die Diskussion zum Thema Cybermobbing ist nicht neu. Facebook, Twitter, Whatsapp und viele andere internetgestützte Dienste zwingen Pädagogen schon lange, sich auch mit Mobbing auf digitaler Ebene auseinanderzusetzen. «Yik Yak» scheint wie geschaffen dafür, schlechte Meinungen über Schulkollegen in Windeseile in der ganzen Schule zu verbreiten. Richard Wohlsender, Prorektor der Kantonsschule Wil und zuständig für die Abteilung Informatik, bestätigt dann auch, dass diese App innerhalb der Schulleitung sicher bald thematisiert werde. Darüber, wie man in Zukunft mit dieser oder ähnlicher Software umgehen will, kann er noch nichts sagen: «Bisher war mir das noch nicht bekannt. Erst müssen wir das besprechen.» Die Anwendung zu verbieten, wie es an manchen amerikanischen Schulen geschehen ist, scheint Wohlsender persönlich wenig sinnvoll. Aber: «Entscheidend ist der pädagogische Ansatz. Ich finde es sinnvoller, den Umgang mit solchen Anwendungen zu lehren, anstatt sie komplett zu verbieten.» Tatsache ist, dass die Kommunikation im Internet für die Jungen zur Tagesordnung gehört. Die Frage ist: Können sie die Moral der realen Welt auch in die digitale übertragen?
Timo Züst
Urs Braun ist leitender Psychologe der Kantonalen Psychiatrischen Dienste – Sektor Nord in Wil.
«Bei dieser App fällt mir der Satz 'wir sind technische Riesen und moralische Zwerge' ein. Ich bin der Meinung, man sollte diese Software als Aufforderung verstehen, die eigene und die gesellschaftlich definierte Moral zu diskutieren und zu überdenken. Denn die App an sich ist ja eigentlich nur eine technische Weiterentwicklung der WC-Türe, auf der man früher mit einem Marker seinen anonymen Botschaften hinterliess. Was 'Yik Yak' als Tool gefährlicher macht, als die WC-Türe ist die enorm vergrösserte Reichweite.»
tiz
An der Kantonsschule Wil kursiert eine neue App. Mit «Yik Yak» können die Schüler anonyme Nachrichten an die ganze Schule verschicken – ohne Einschränkung. Eine perfekte Plattform für Cybermobbing?
Im März dieses Jahres wurden die Eltern von Schülern der San Clemente High School in Orange County, California via Telefon darüber informiert, dass ihre Kinder nicht rechtzeitig nach Hause kommen werden. Der Grund: eine Bombendrohung. Zwei Schüler hatten über eine neuen Smartphone-Applikation, genannt «Yik Yak», eine Drohbotschaft verbreitet. Diese App ermöglicht es jedem, der sie kostenfrei herunterlädt, Textnachrichten bis zu einer Länge von 200 Zeichen zu verschicken. Diese Nachrichten erreichen alle Benutzer der Software in einem Umkreis von einigen Kilometern, uneingeschränkt. Die Autoren bleiben dabei anonym. Inzwischen hat «Yik Yak» auch die Kantonsschule Wil erreicht. Während der Schulzeit wird mindestens einmal pro Stunde etwas gepostet – von mehr oder weniger harmlosen Witzen bis zu wüsten Beleidigungen.
Die App wurde von zwei amerikanischen College-Absolventen erfunden. Ziel war es, eine Kommunikationsplattform für Universitäten zu schaffen. «Yik Yak» hat die amerikanischen Schulen und Universitäten im Sturm erobert aber auch die Diskussion um Cybermobbing wieder aufleben lassen. An den dortigen Highschools (Oberstufe) ist die Software deshalb nur noch beschränkt nutzbar – per GPS weiss die App, dass sich der Nutzer auf einem Schulgelände befindet. Ein Test der Wiler Nachrichten bei der Oberstufe Sonnenhof zeigt aber: Auch hier funktioniert «Yik Yak» tadellos. Und Nachrichten wie «kerim figgt müettere» oder «Herpes vo de Mensafrau wieder am eskaliere» bei der Kantonsschule Wil zeigen, dass auch in der Schweiz über solche Apps diskutiert werden sollte.
Die Kantonsschule Wil scheint ein Pionier in Sachen «Yik Yak» in der Schweiz zu sein. Aktiviert man die Software auf dem Marktplatz in der Stadt St.Gallen, sieht man kaum neue Nachrichten. Auch Andreas Wenk, Prorektor der Kantonsschule am Burggraben, hat noch nicht von der neuen App gehört: «Eine kleine Umfrage in der Schulleitung hat keinen nennenswerten Bekanntheitsgrad dieser App ergeben.» Wie das amerikanische Phänomen nach Wil kam, klärt eine kleine Umfrage bei der Schülerschaft der Kanti. Ein Schulkollege, der häufig Zeit in Amerika verbringt, habe die App mitgebracht, erzählt uns eine Gruppe junger Männer. Viele von ihnen zeigen uns auf die Frage, ob sie «Yik Yak» benutzen, lachend ihren Handybildschirm: «Ja, sogar jetzt gerade.» Aus den Gesprächen mit den Jugendlichen geht auch hervor, dass sie die Naivität gegenüber dem Internet längst abgelegt haben. Denn an der von der Anwendung vorgegaukelten Anonymität zweifeln sie massiv. Zu recht: Die App kann nämlich jeden Nutzer via GPS ausfindig machen. Ein Nebeneffekt des Grundkonzepts, das auf geografischer Lokalisation aufbaut. So wurden auch die zwei Urheber der Bombendrohung an der San Clemente High School identifiziert. Dass die Schüler «Yik Yak» auch bewusst nutzen, zeigt diese Aussage: «Ich bin vorsichtig. Wenn ich von daheim etwas poste, wissen alle, dass ich es war.»
Die Diskussion zum Thema Cybermobbing ist nicht neu. Facebook, Twitter, Whatsapp und viele andere internetgestützte Dienste zwingen Pädagogen schon lange, sich auch mit Mobbing auf digitaler Ebene auseinanderzusetzen. «Yik Yak» scheint wie geschaffen dafür, schlechte Meinungen über Schulkollegen in Windeseile in der ganzen Schule zu verbreiten. Richard Wohlsender, Prorektor der Kantonsschule Wil und zuständig für die Abteilung Informatik, bestätigt dann auch, dass diese App innerhalb der Schulleitung sicher bald thematisiert werde. Darüber, wie man in Zukunft mit dieser oder ähnlicher Software umgehen will, kann er noch nichts sagen: «Bisher war mir das noch nicht bekannt. Erst müssen wir das besprechen.» Die Anwendung zu verbieten, wie es an manchen amerikanischen Schulen geschehen ist, scheint Wohlsender persönlich wenig sinnvoll. Aber: «Entscheidend ist der pädagogische Ansatz. Ich finde es sinnvoller, den Umgang mit solchen Anwendungen zu lehren, anstatt sie komplett zu verbieten.» Tatsache ist, dass die Kommunikation im Internet für die Jungen zur Tagesordnung gehört. Die Frage ist: Können sie die Moral der realen Welt auch in die digitale übertragen?
Timo Züst
Urs Braun ist leitender Psychologe der Kantonalen Psychiatrischen Dienste – Sektor Nord in Wil.
«Bei dieser App fällt mir der Satz 'wir sind technische Riesen und moralische Zwerge' ein. Ich bin der Meinung, man sollte diese Software als Aufforderung verstehen, die eigene und die gesellschaftlich definierte Moral zu diskutieren und zu überdenken. Denn die App an sich ist ja eigentlich nur eine technische Weiterentwicklung der WC-Türe, auf der man früher mit einem Marker seinen anonymen Botschaften hinterliess. Was 'Yik Yak' als Tool gefährlicher macht, als die WC-Türe ist die enorm vergrösserte Reichweite.»
tiz
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