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Freitag, 22. Januar 2021
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Im letzten Jahr zeigte sich ein immer tiefer klaffender Graben zwischen Stadt und Land. Vertreter der Linken und viele Journalisten verspotteten unseren grossartigen Föderalismus und sprachen hochnäsig von «Kantönligeist» und «Flickenteppich». Sie... weiterlesen
Autos, Schiffe, Lastwagen und Flugzeuge müssen in Zukunft CO2-frei werden. Damit das gelingt, braucht es einen Mix aus verschiedenen Antrieben und Treibstoffen. weiterlesen
TV: «Der Marsianer» Bei einer Mission zum Mars gerät die Mannschaft des Raumschiffs «Ares III» nach einigen Tagen auf dem Planeten in einen Sandsturm. Im Glauben, ihr Kamerad Mark Watney (Matt Damon) sei darin umgekommen, flüchtet das Team ins... weiterlesen
Eine kleine Vorwarnung. Was Sie jetzt lesen werden, ist eine Lobeshymne. Eine wohlverdiente, wie ich finde. Eigentlich könnte ich diese halbe Seite mit einem einzigen Satz füllen: Mein Herz gehört Rosa Wilder und Manfred Kägi. Das, obwohl sie keine.. weiterlesen
Guido Böhler ist blind. Er ist viel zu Fuss unterwegs. Dabei gibt es für den Wiler einige Hindernisse. Sei das Abfall auf dem Trottoir oder parkierte Autos. Bald sollen auch Kinder mit dem Velo auf dem Trottoir fahren können. Böhler versteht das Bedürfnis, warnt aber vor Gefahren.
Wil/Region Guido Böhler packt seinen Rucksack. Wasserflasche, Snacks für ihn und seinen Blindenführhund Benley, Notizbuch und weitere Unterlagen. Es ist kurz nach 15 Uhr, Böhler macht sich bereit, um zur Arbeit zu gehen. «Ist meine dunkelblaue Regenjacke hier?», fragt der Wiler seine Frau Ruth, welche am Küchentisch sitzt. Sie verneint. Er läuft zurück ins Schlafzimmer und kommt kurze Zeit später mit der Regenjacke und einem ebenfalls dunkelblauen Regenhut zurück. Er stellt seinen Rucksack auf den Boden, kniet sich hin und stülpt einen Regenschutz darüber. Benley blinzelt ihm dabei träge zu. Böhlers Blick scheint sich einen Moment zu verhärten, als er erklärt, dass er für vieles einfach viel länger brauche. «So, jetzt bin ich bereit.» Wie aufs Stichwort springt der Goldenretriever freudig auf, stellt sich vor sein Herrchen, dieser zieht ihm das Führgeschirr über. Böhler schlüpft in seine Schuhe, ruft seiner Frau «bis um halb acht» zu, läuft durch den Flur, greift im Entrée nach seinem Blindenstock und wird im Freien von prasselndem Regen begrüsst. Benley läuft immer an Böhlers linken Seite. Den weissen Stock den er auch langen Finger nennt, führt er immer rechts. Böhler gibt seinem Hund das Kommando «links» und Benley biegt ab. Vor den beiden erstreckt sich ein Trottoir, die Hälfte davon wird von einem schräg parkierten Lastwagen versperrt. Für Böhler eine Gefahr. Davon gibt es für ihn viele. Unter anderem Littering auf dem Bürgersteig und Glasscherben können vor allem für seinen Hund gefährlich werden. Neu dazu kommen bald auch Kinder, welche mit dem Velo auf dem Bürgersteig fahren.
Guido Böhler bekam vor 28 Jahren die Diagnose: Retinitis Pigmentosa. Die Krankheit schritt schleichend, doch zu schnell voran. Heute, mit 59 Jahren, kann Guido Böhler noch hell und dunkel unterscheiden. Er ist auf seinen Blindenführhund und den weissen Stock angewiesen. Böhler erklärt, obwohl er in vielem eingeschränkt sei, wie beispielsweise dem Einkaufen oder Reisen, gehe es ihm gut. «Tipptopp», erklärt er und ein leichtes Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Für den gelernten Automechaniker war der IV-Bezug keine Option. Heute arbeitet er als Masseur und besucht oft Schülerinnen und Schüler, um sie zu sensibilisieren. Er erzählt ihnen von seinem Schicksal. Böhler ist in Wil aufgewachsen, er kennt sich gut aus, dennoch komme es ab und an vor, dass er sich verirre. Unter anderem könne das sein, wenn er seinem Hund zu früh das falsche Signal gebe. Oder wenn Passanten den Blindenführhund streicheln möchten. «Wenn Benley im Führgeschirr geführt wird, sollte man ihn nie ablenken.» Orientierungshilfen im Notfall sind dann Passanten oder die Handynavigation. Doch Wil sei für Blinde gut ausgebaut. Natürlich bestünden Verbesserungsmöglichkeiten, so Böhler, dies beispielsweise am Wiler Busbahnhof. Die blecherne Elektrostimme ruft ihm die Fahrzeiten der Busse ab und erklärt, bei welcher Plattform diese ankommen. «Das ist schön und gut, ich kann aber nicht lesen, wo sich jetzt Plattform A, B oder C befindet», so Böhler. Auch Autofahrer würden im Vergleich zu den letzten 15 Jahren mehr Rücksicht nehmen. «Früher wusste ich manchmal nicht, ob ich lebend nach Hause komme.»
Für Böhler sind Kinder, welche mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig unterwegs sind, eine zusätzliche Gefahr. Wenn er zu Fuss unterwegs ist, ist ihm bewusst, dass er mit Benley und dem «langen Finger» schon viel Platz auf dem Trottoir benötigt. Mit dem Blindenstock sucht er nach Bezugspunkten. Er überprüft, wo der Randstein ist. Und es kann auch vorkommen, dass er damit weiter ausholt, vor allem bei Wendemanövern. Das kann zu Unfällen führen. Doch Böhler versteht, dass für Kinder, wenn keine andere Option besteht, die Benutzung des Trottoirs sicherer sein kann. Jedoch müsse das Velo dann auch entsprechend ausgerüstet sein. Dazu gehört eine funktionierende Klingel, Licht und gute Bremsen. «Ausserdem sollten dann auch nur die Kinder das Trottoir benützen und nicht die ganze Familie.» Eine gute Sensibilisierung, unter anderem durch die Schule, erachtet er als essenziell, um die Unfallrate möglichst gering halten zu können. In der Schule Botsberg in Flawil erklärt Schulleiter Ueli Siegenthalter, dass er im Grundsatz die Massnahmen im Sinne der Sicherheit von Kindern auf dem Velo begrüsse. Dies aber nur an den Orten, an denen eine entsprechende Veloinfrastruktur fehlt. «Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Sicherheitsprobleme für Velofahrende auf der Strasse gelöst werden müssen. Es kann nicht sein, dass die Schwächsten im Verkehr, Kinder und beeinträchtige Menschen, gegeneinander ausgespielt werden», so der Schulleiter. Guido Böhler erklärt, er sei stets bereit, in den Schulen vorbeizukommen, um die Schülerinnen und Schüler auf die möglichen Gefahren aufmerksam zu machen.
Francesca Stemer
Der Bundesrat hat beschlossen, dass Kinder bis 12 Jahre auf dem Trottoir fahren dürfen, wenn kein Radstreifen oder Radweg vorhanden ist. Die entsprechende Erlaubnis wird vom Bundesrat voraussichtlich noch in diesem Jahr erteilt. Für den Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) ist dieser Beschluss nicht nachvollziehbar: «Dass der Bundesrat dies entschieden hat, ist für blinde und sehbehinderte Menschen in der Schweiz eine Hiobsbotschaft», so Martin Abele, Bereichsleiter Interessenverbindung. «Kollisionen und Unfälle sind praktisch vorprogrammiert.» Auf Seiten des Bundesamts für Strassen (ASTRA) erklärt Mediensprecher Thomas Rohrbach auf Anfrage, dass der SBV und auch andere Verbände ihre Bedenken zu den Verkehrsregeländerungen mitgeteilt haben. Der Bundesrat habe dann in Kenntnis der Rückmeldungen seine Entscheidungen getroffen. Neue Verkehrsregeln seien gemäss Rohrbach immer das Resultat einer Güterabwägung oder genauer: einer Risikoabwägung. «Eine neue Verkehrsregel hat selten aus-
Guido Böhler ist blind. Er ist viel zu Fuss unterwegs. Dabei gibt es für den Wiler einige Hindernisse. Sei das Abfall auf dem Trottoir oder parkierte Autos. Bald sollen auch Kinder mit dem Velo auf dem Trottoir fahren können. Böhler versteht das Bedürfnis, warnt aber vor Gefahren.
Wil/Region Guido Böhler packt seinen Rucksack. Wasserflasche, Snacks für ihn und seinen Blindenführhund Benley, Notizbuch und weitere Unterlagen. Es ist kurz nach 15 Uhr, Böhler macht sich bereit, um zur Arbeit zu gehen. «Ist meine dunkelblaue Regenjacke hier?», fragt der Wiler seine Frau Ruth, welche am Küchentisch sitzt. Sie verneint. Er läuft zurück ins Schlafzimmer und kommt kurze Zeit später mit der Regenjacke und einem ebenfalls dunkelblauen Regenhut zurück. Er stellt seinen Rucksack auf den Boden, kniet sich hin und stülpt einen Regenschutz darüber. Benley blinzelt ihm dabei träge zu. Böhlers Blick scheint sich einen Moment zu verhärten, als er erklärt, dass er für vieles einfach viel länger brauche. «So, jetzt bin ich bereit.» Wie aufs Stichwort springt der Goldenretriever freudig auf, stellt sich vor sein Herrchen, dieser zieht ihm das Führgeschirr über. Böhler schlüpft in seine Schuhe, ruft seiner Frau «bis um halb acht» zu, läuft durch den Flur, greift im Entrée nach seinem Blindenstock und wird im Freien von prasselndem Regen begrüsst. Benley läuft immer an Böhlers linken Seite. Den weissen Stock den er auch langen Finger nennt, führt er immer rechts. Böhler gibt seinem Hund das Kommando «links» und Benley biegt ab. Vor den beiden erstreckt sich ein Trottoir, die Hälfte davon wird von einem schräg parkierten Lastwagen versperrt. Für Böhler eine Gefahr. Davon gibt es für ihn viele. Unter anderem Littering auf dem Bürgersteig und Glasscherben können vor allem für seinen Hund gefährlich werden. Neu dazu kommen bald auch Kinder, welche mit dem Velo auf dem Bürgersteig fahren.
Guido Böhler bekam vor 28 Jahren die Diagnose: Retinitis Pigmentosa. Die Krankheit schritt schleichend, doch zu schnell voran. Heute, mit 59 Jahren, kann Guido Böhler noch hell und dunkel unterscheiden. Er ist auf seinen Blindenführhund und den weissen Stock angewiesen. Böhler erklärt, obwohl er in vielem eingeschränkt sei, wie beispielsweise dem Einkaufen oder Reisen, gehe es ihm gut. «Tipptopp», erklärt er und ein leichtes Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Für den gelernten Automechaniker war der IV-Bezug keine Option. Heute arbeitet er als Masseur und besucht oft Schülerinnen und Schüler, um sie zu sensibilisieren. Er erzählt ihnen von seinem Schicksal. Böhler ist in Wil aufgewachsen, er kennt sich gut aus, dennoch komme es ab und an vor, dass er sich verirre. Unter anderem könne das sein, wenn er seinem Hund zu früh das falsche Signal gebe. Oder wenn Passanten den Blindenführhund streicheln möchten. «Wenn Benley im Führgeschirr geführt wird, sollte man ihn nie ablenken.» Orientierungshilfen im Notfall sind dann Passanten oder die Handynavigation. Doch Wil sei für Blinde gut ausgebaut. Natürlich bestünden Verbesserungsmöglichkeiten, so Böhler, dies beispielsweise am Wiler Busbahnhof. Die blecherne Elektrostimme ruft ihm die Fahrzeiten der Busse ab und erklärt, bei welcher Plattform diese ankommen. «Das ist schön und gut, ich kann aber nicht lesen, wo sich jetzt Plattform A, B oder C befindet», so Böhler. Auch Autofahrer würden im Vergleich zu den letzten 15 Jahren mehr Rücksicht nehmen. «Früher wusste ich manchmal nicht, ob ich lebend nach Hause komme.»
Für Böhler sind Kinder, welche mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig unterwegs sind, eine zusätzliche Gefahr. Wenn er zu Fuss unterwegs ist, ist ihm bewusst, dass er mit Benley und dem «langen Finger» schon viel Platz auf dem Trottoir benötigt. Mit dem Blindenstock sucht er nach Bezugspunkten. Er überprüft, wo der Randstein ist. Und es kann auch vorkommen, dass er damit weiter ausholt, vor allem bei Wendemanövern. Das kann zu Unfällen führen. Doch Böhler versteht, dass für Kinder, wenn keine andere Option besteht, die Benutzung des Trottoirs sicherer sein kann. Jedoch müsse das Velo dann auch entsprechend ausgerüstet sein. Dazu gehört eine funktionierende Klingel, Licht und gute Bremsen. «Ausserdem sollten dann auch nur die Kinder das Trottoir benützen und nicht die ganze Familie.» Eine gute Sensibilisierung, unter anderem durch die Schule, erachtet er als essenziell, um die Unfallrate möglichst gering halten zu können. In der Schule Botsberg in Flawil erklärt Schulleiter Ueli Siegenthalter, dass er im Grundsatz die Massnahmen im Sinne der Sicherheit von Kindern auf dem Velo begrüsse. Dies aber nur an den Orten, an denen eine entsprechende Veloinfrastruktur fehlt. «Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Sicherheitsprobleme für Velofahrende auf der Strasse gelöst werden müssen. Es kann nicht sein, dass die Schwächsten im Verkehr, Kinder und beeinträchtige Menschen, gegeneinander ausgespielt werden», so der Schulleiter. Guido Böhler erklärt, er sei stets bereit, in den Schulen vorbeizukommen, um die Schülerinnen und Schüler auf die möglichen Gefahren aufmerksam zu machen.
Francesca Stemer
Der Bundesrat hat beschlossen, dass Kinder bis 12 Jahre auf dem Trottoir fahren dürfen, wenn kein Radstreifen oder Radweg vorhanden ist. Die entsprechende Erlaubnis wird vom Bundesrat voraussichtlich noch in diesem Jahr erteilt. Für den Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) ist dieser Beschluss nicht nachvollziehbar: «Dass der Bundesrat dies entschieden hat, ist für blinde und sehbehinderte Menschen in der Schweiz eine Hiobsbotschaft», so Martin Abele, Bereichsleiter Interessenverbindung. «Kollisionen und Unfälle sind praktisch vorprogrammiert.» Auf Seiten des Bundesamts für Strassen (ASTRA) erklärt Mediensprecher Thomas Rohrbach auf Anfrage, dass der SBV und auch andere Verbände ihre Bedenken zu den Verkehrsregeländerungen mitgeteilt haben. Der Bundesrat habe dann in Kenntnis der Rückmeldungen seine Entscheidungen getroffen. Neue Verkehrsregeln seien gemäss Rohrbach immer das Resultat einer Güterabwägung oder genauer: einer Risikoabwägung. «Eine neue Verkehrsregel hat selten aus-
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