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Donnerstag, 4. März 2021
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Alt-Bundesrat Pascal Couchepin – ein langjähriger EU-Beitrittsbefürworter – klagte kürzlich, die SVP habe die Schweizer Politik mit ihren Forderungen «jahrelang vor sich hergetrieben». Er meinte wohl den Einsatz für eine freie, unabhängige Schweiz... weiterlesen
Theoretisch verfügt die Schweiz über Pandemie-Erfahrung. Die Behörden agierten während der Spanischen Grippe 1918 ähnlich wie heute. Daraus könnte man lernen. weiterlesen
TV: «Jagd auf Roter Oktober» Die Welt befindet sich noch in den Zeiten des Kalten Krieges, als der russische Kapitän Ramius (Sean Connery) beschliesst, sich mit seinem Atom-U-Boot «Rote Oktober» in die USA abzusetzen. Nur haben davon weder seine... weiterlesen
Grüezi mitenand. Da sind wir also wieder. Sie, ich, Promis. Wir alle sitzen im gleichen Boot. Wir alle müssen gerade im zweiten Lockdown ausharren. Statt Restaurants zu besuchen, essen wir auch mal vor dem Fernsehen. Statt High Heels und VIP-Events.. weiterlesen
Bild: Stefan Feuerstein
Bruno Facci spürte während seiner 38-jährigen Anstellung in der Psychiatrischen Klinik einen starken Wandel im Umgang mit Angehörigen von Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Welche Bedeutung Angehörige für psychisch Erkrankte haben, weiss Bruno Facci aus Ganterschwil aus nächster Nähe. Erst war er Mitarbeiter der Psychiatrischen Klinik, später Angehöriger eines Erkrankten, dann selbst Betroffener.
Kürzlich fand in der Psychiatrischen Klinik Wil die 15. Säntis-Psychiatrie-Tagung statt. An diesem Anlass steht der Trialog zwischen Therapierenden, psychisch Erkrankten und ihren Angehörigen im Zentrum (siehe Kasten). Unter den Teilnehmern war auch Bruno Facci aus Ganterschwil. Der 63-Jährige weiss aus erster Hand, wie wichtig Angehörige während einer Therapie sein können. Erst war er während 38 Jahren in der Psychiatrischen Klinik tätig, dann kam er durch seinen Bruder als Angehöriger mit psychischen Erkrankungen in Berührung, später betraf es ihn selbst.
In direkten Kontakt mit psychisch Erkrankten kam Bruno Facci erstmals im Jahr 1974, als er als Hilfspfleger in der Psychiatrischen Klinik eingestellt wurde. Was anfangs als Überbrückung gedacht war, wurde zu einer Anstellung über 38 Jahre hinweg. Mit Zusatzausbildungen wurde er erst zum Psychiatriepfleger, dann zum Stationsleiter, zum Pflegedienstleiter und später zum Qualitätsverantwortlichen für die ganze Klinik. «Mit Menschen zu arbeiten machte mir immer grosse Freude», so Facci. «Ich wusste, dass ich im direkten Kontakt mit Ihnen etwas bewegen konnte.» Während seiner langjährigen Anstellung bekam er einen starken Wandel bei der Therapie und im Umgang mit psychisch Erkrankten mit: «Als ich anfing, waren praktisch alle Stationen geschlossen, mittlerweile sind praktisch alle offen oder zumindest halboffen.» Zudem seien Angehörige zu Beginn seiner Arbeit in der Psychiatrischen Klinik abwesend gewesen, man habe sie als Störung empfunden.
Dass dies seit einigen Jahren anders ist und die Verwandten heute immer mehr in die Therapie eingebunden werden, erlebte Bruno Facci ab 1994 hautnah. Noch heute lässt ihn der Moment nicht los, indem er erstmals manische Schübe bei seinem Zwillingbruder erlebte: «Als ich meinen Bruder so kaputt sah, traf mich das sehr.» Seither unterstützte er ihn bei mehreren Therapien, Versuchen zu arbeiten und auch privat. «Nach mir wurde immer gerufen, wenn etwas nicht lief», erzählt Facci. Mittlerweile gehe es seinem Bruder besser. Jeweils einmal im Monat treffen sie sich, um sich auszutauschen und Schauplätzen von früher nachzuspüren.
Im Jahr 2001 betraf es Facci dann selber – er erkrankte an einer manischen Depression. Wochenlang konnte er nicht mehr schlafen und fühlte sich permanent erschöpft. «Anfangs dachte ich es werde besser. Dass wurde es aber leider nicht.» Noch einige Zeit habe er im Beruf und als Ehemann und Vater von vier Kindern funktioniert. «Plötzlich ging es aber einfach nicht mehr», erinnert sich Facci zurück. Danach sei das Schwierigste gewesen, seiner Familie davon zu erzählen. «Meine Frau war total überrascht und konnte im ersten Moment die Welt nicht mehr verstehen.» Glücklicherweise habe der damalige Chefarzt direkten Kontakt mit ihr aufgenommen und ihr sein Krankheitsbild erklärt.
Später, nachdem er sich in die Psychiatrische Klinik einweisen liess und ganze 36 Stunden durchgehend geschlafen habe, sei es wieder bergauf gegangen. Eine Zeit lang habe er sich noch ambulant therapieren lassen, seither lebe er aber gut. Wenn er an seine «schlimmste Zeit» zurückdenkt, bereut er vor allem, dass er seine Angehörigen nicht stärker eingebunden hat. «Rückblickend würde ich dies verstärkt machen», so Bruno Facci. «Angehörige leiden nämlich genau so stark oder gar mehr unter einer psychischen Erkrankung.» Um andere Betroffene und ihre Angehörigen im Dialog zu unterstützen, engagiert sich Facci seit seiner Pensionierung in verschiedenen Gremien. Im Rahmen seines Engagements für die Vereinigung der Angehörigen von Schizophrenie-/Psychisch-Kranken (VASK) organisierte er kürzlich erstmals einen Stammtisch für Angehörige von psychisch Erkrankten in Wattwil. «Durch diese Treffen findet ein wichtiger Erfahrungsaustausch statt, was Angehörigen sehr helfen kann», sagt Facci. Er fordert allgemein eine offenere Kommunikation über psychische Erkrankungen. «Die Leute müssen wissen, dass sie nicht alleine sind. Im Bekannten- oder Verwandtenkreis kennt nämlich jeder jemanden, der direkt betroffen ist.»
Stefan Feuerstein
Gemäss Edith Scherer, Leiterin der Angehörigenberatung der Psychiatrischen Klinik in Wil, kommt in der fortschrittlichen Psychiatrie dem Trialog grosse Bedeutung zu: «Für Fachpersonen, Betroffene und Angehörige ist es eine Bereicherung, von den Erfahrungen und Wünschen der jeweiligen Partner zu hören, Schwierigkeiten anzusprechen und voneinander zu lernen.» Der Einbezug von Angehörigen sei allgemein wichtig, da sie massgeblich an der Motivation für eine Therapie beteiligt seien. Die kostenlose Angehörigenberatung der Psychiatrischen Klinik habe nicht nur einen unterstützenden, sondern auch einen präventiven Charakter. So solle verhindert werden, dass Angehörige selber erschöpft oder krank werden.
sfe
Bild: Stefan Feuerstein
Bruno Facci spürte während seiner 38-jährigen Anstellung in der Psychiatrischen Klinik einen starken Wandel im Umgang mit Angehörigen von Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Welche Bedeutung Angehörige für psychisch Erkrankte haben, weiss Bruno Facci aus Ganterschwil aus nächster Nähe. Erst war er Mitarbeiter der Psychiatrischen Klinik, später Angehöriger eines Erkrankten, dann selbst Betroffener.
Kürzlich fand in der Psychiatrischen Klinik Wil die 15. Säntis-Psychiatrie-Tagung statt. An diesem Anlass steht der Trialog zwischen Therapierenden, psychisch Erkrankten und ihren Angehörigen im Zentrum (siehe Kasten). Unter den Teilnehmern war auch Bruno Facci aus Ganterschwil. Der 63-Jährige weiss aus erster Hand, wie wichtig Angehörige während einer Therapie sein können. Erst war er während 38 Jahren in der Psychiatrischen Klinik tätig, dann kam er durch seinen Bruder als Angehöriger mit psychischen Erkrankungen in Berührung, später betraf es ihn selbst.
In direkten Kontakt mit psychisch Erkrankten kam Bruno Facci erstmals im Jahr 1974, als er als Hilfspfleger in der Psychiatrischen Klinik eingestellt wurde. Was anfangs als Überbrückung gedacht war, wurde zu einer Anstellung über 38 Jahre hinweg. Mit Zusatzausbildungen wurde er erst zum Psychiatriepfleger, dann zum Stationsleiter, zum Pflegedienstleiter und später zum Qualitätsverantwortlichen für die ganze Klinik. «Mit Menschen zu arbeiten machte mir immer grosse Freude», so Facci. «Ich wusste, dass ich im direkten Kontakt mit Ihnen etwas bewegen konnte.» Während seiner langjährigen Anstellung bekam er einen starken Wandel bei der Therapie und im Umgang mit psychisch Erkrankten mit: «Als ich anfing, waren praktisch alle Stationen geschlossen, mittlerweile sind praktisch alle offen oder zumindest halboffen.» Zudem seien Angehörige zu Beginn seiner Arbeit in der Psychiatrischen Klinik abwesend gewesen, man habe sie als Störung empfunden.
Dass dies seit einigen Jahren anders ist und die Verwandten heute immer mehr in die Therapie eingebunden werden, erlebte Bruno Facci ab 1994 hautnah. Noch heute lässt ihn der Moment nicht los, indem er erstmals manische Schübe bei seinem Zwillingbruder erlebte: «Als ich meinen Bruder so kaputt sah, traf mich das sehr.» Seither unterstützte er ihn bei mehreren Therapien, Versuchen zu arbeiten und auch privat. «Nach mir wurde immer gerufen, wenn etwas nicht lief», erzählt Facci. Mittlerweile gehe es seinem Bruder besser. Jeweils einmal im Monat treffen sie sich, um sich auszutauschen und Schauplätzen von früher nachzuspüren.
Im Jahr 2001 betraf es Facci dann selber – er erkrankte an einer manischen Depression. Wochenlang konnte er nicht mehr schlafen und fühlte sich permanent erschöpft. «Anfangs dachte ich es werde besser. Dass wurde es aber leider nicht.» Noch einige Zeit habe er im Beruf und als Ehemann und Vater von vier Kindern funktioniert. «Plötzlich ging es aber einfach nicht mehr», erinnert sich Facci zurück. Danach sei das Schwierigste gewesen, seiner Familie davon zu erzählen. «Meine Frau war total überrascht und konnte im ersten Moment die Welt nicht mehr verstehen.» Glücklicherweise habe der damalige Chefarzt direkten Kontakt mit ihr aufgenommen und ihr sein Krankheitsbild erklärt.
Später, nachdem er sich in die Psychiatrische Klinik einweisen liess und ganze 36 Stunden durchgehend geschlafen habe, sei es wieder bergauf gegangen. Eine Zeit lang habe er sich noch ambulant therapieren lassen, seither lebe er aber gut. Wenn er an seine «schlimmste Zeit» zurückdenkt, bereut er vor allem, dass er seine Angehörigen nicht stärker eingebunden hat. «Rückblickend würde ich dies verstärkt machen», so Bruno Facci. «Angehörige leiden nämlich genau so stark oder gar mehr unter einer psychischen Erkrankung.» Um andere Betroffene und ihre Angehörigen im Dialog zu unterstützen, engagiert sich Facci seit seiner Pensionierung in verschiedenen Gremien. Im Rahmen seines Engagements für die Vereinigung der Angehörigen von Schizophrenie-/Psychisch-Kranken (VASK) organisierte er kürzlich erstmals einen Stammtisch für Angehörige von psychisch Erkrankten in Wattwil. «Durch diese Treffen findet ein wichtiger Erfahrungsaustausch statt, was Angehörigen sehr helfen kann», sagt Facci. Er fordert allgemein eine offenere Kommunikation über psychische Erkrankungen. «Die Leute müssen wissen, dass sie nicht alleine sind. Im Bekannten- oder Verwandtenkreis kennt nämlich jeder jemanden, der direkt betroffen ist.»
Stefan Feuerstein
Gemäss Edith Scherer, Leiterin der Angehörigenberatung der Psychiatrischen Klinik in Wil, kommt in der fortschrittlichen Psychiatrie dem Trialog grosse Bedeutung zu: «Für Fachpersonen, Betroffene und Angehörige ist es eine Bereicherung, von den Erfahrungen und Wünschen der jeweiligen Partner zu hören, Schwierigkeiten anzusprechen und voneinander zu lernen.» Der Einbezug von Angehörigen sei allgemein wichtig, da sie massgeblich an der Motivation für eine Therapie beteiligt seien. Die kostenlose Angehörigenberatung der Psychiatrischen Klinik habe nicht nur einen unterstützenden, sondern auch einen präventiven Charakter. So solle verhindert werden, dass Angehörige selber erschöpft oder krank werden.
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