Linus Köppel
war beim Besuch des "Solarbutterflys" in Eschlikon mit dabei.
Das Wohn- und Pflegeheim kauft die Spitalliegenschaft für 2,3 Millionen Franken.
Endlich wissen die Flawiler, was Sache ist. Das ehemalige Spital hat nach dem Hin und Her mit Einsprachen, Rekursen und den Absichten der Solviva Immobilien AG einen neuen Käufer gefunden. Das benachbarte Wohn- und Pflegeheim wirft 2,3 Millionen Franken auf.
Flawil Ein benachbarter Käufer und zufriedene Gesichter – so präsentiert sich das vorerst letzte Kapitel zur Spitalliegenschaft in Flawil. Vorangegangen sind Zeiten der Zuversicht, der Hoffnung, des Wartens und der Ungewissheit, die in einem Realisierungsverzicht durch die Solviva Immobilien AG endeten. Dafür springt nun das Wohn- und Pflegeheim Flawil (WPH) in die Bresche und sichert sich die Liegenschaft für 2,3 Millionen Franken. Man spricht von der Flawiler Lösung, doch der Weg dahin war steinig.
Das Spital Flawil wurde am Freitag, 25. Juni 2021, nach fast 130 Jahren endgültig geschlossen. Am bisherigen Standort des Spitals Flawil sollte bis Mitte 2024 der Neubau eines Kompetenzzentrums für Gesundheit, Therapie und spezialisierte Langzeitpflege entstehen. Von diesem Szenario ging die Gemeinde Flawil aus. Dazu geführt hatte unter anderem die Weiterentwicklung der Spitalstrategie des Kantons. Die Regierung und der Kantonsrat wollten langfristig die medizinische Qualität und die wirtschaftliche Basis der St.Galler Spitalverbunde sichern. «Dazu wird das stationäre Angebot am Kantonsspital St.Gallen und an den Spitälern Grabs, Uznach und Wil konzentriert. Gleichzeitig wird die wohnortnahe ambulante Versorgung der Bevölkerung von Rorschach, Altstätten, Wattwil und Flawil durch Gesundheits- respektive Gesundheits- und Notfallzentren sichergestellt», heisst es auf der Webseite des Kantons. Die Gemeinde Flawil indes konnte bereits Ende 2021 verkünden, dass man mit der Solviva AG einen solventen Käufer gefunden habe, der mit weiteren Medizinalpartnern ein Ostschweizer Therapiezentrum realisieren wolle. Die Spitalliegenschaft inklusive Grundstück wurde letztlich für 1,6 Millionen Franken verkauft. Der Trakt C des Gebäudes ging an das benachbarte WPH.
Für die Solviva AG war zu jenem Zeitpunkt klar, dass die Liegenschaft einem Neubau für ein Kompetenzzentrum für Gesundheit, Therapie und spezialisierte Langzeitpflege (GTP) weichen muss. Geplant war eine Einrichtung mit rund 70 Betten für die spezialisierte Langzeitpflege, insbesondere für Personen mit Hirn-Schädel-Verletzungen. Zudem sollten eine Aussenstelle des Schweizer Paraplegiker-Zentrums für die ambulante Betreuung von querschnittgelähmten Personen, ambulante Dienstleistungen des Kantonsspitals St.Gallen, weitere spezialärztliche Praxen sowie paramedizinische Angebote im GTP Flawil Platz finden. Um Interessierte besser informieren zu können und nahe am geplanten Objekt zu sein, eröffnete die Solviva AG ein Informationsbüro an der Flawiler Bahnhofstrasse. Dies war auch nötig, denn die Pläne fanden nicht überall Gehör und zahlreiche Einsprachen gingen ein. Hinzu kam, dass die Flawiler weiterhin auf einen Neubau mit einer Notfallstation hofften. Auch ein Rekurs, der sich nicht direkt mit dem geplanten Objekt, sondern mit der Zufahrt befasste, sorgte für Ungemach. Man fürchtete gar, dass dieser Rekurs, das Projekt zum Scheitern bringen könnte. Letztlich kam aber eine Einigung zustande und alles schien im Frühling 2023 in trockenen Tüchern zu sein.
40 Millionen Franken wollte die Solviva Immobilien AG für das GTP investieren. Die Baubewilligung war rechtskräftig und dann kam es zum Erdbeben. Nachdem die Solviva AG in Wattwil und Appenzell bereits einen Rückzieher gemacht hatte, waren auch in Flawil die Neubauabsichten plötzlich vom Tisch. Die Solviva AG führte unter anderem gestiegene Baukosten und die kritische Entwicklung der Kapital- und Zinsmärkte ins Feld. Man werde aber eine Machbarkeitsstudie erstellen und allenfalls mit der bestehenden Spitalliegenschaft weiterplanen, liess das Unternehmen verlauten. Dieser Entscheid löste wohl nicht nur bei den Verantwortlichen der Gemeinde Flawil Enttäuschung und Kopfschütteln aus. Es wurden Stimmen laut, dass die Gemeinde die Spitalliegenschaft erwerben soll. Zudem wurde bemängelt, dass weder eine Heimfallregelung noch eine Rücktrittsklausel vertraglich vereinbart wurden. Und so kam es, dass die Gemeinde Flawil ein Kaufangebot von maximal zwei Millionen Franken in die Waagschale legte.
Die Solviva Immobilien AG und die Stiftung Wohn- und Pflegeheim Flawil einigten sich auf einen Verkaufspreis von 2,3 Millionen Franken. Der Betrag setzt sich aus dem Kaufpreis für das Areal, der dem ursprünglichen Kaufpreis der Solviva Immobilien AG entspricht, und den Kosten im Zusammenhang mit dem bewilligten Projekt zusammen, heisst es in einer Mitteilung der beteiligten Parteien. Darin inbegriffen sei eine rechtskräftige Abbruchbewilligung für das derzeitige Spitalgebäude, erfolgte Planungs- und Vorabklärungen sowie Abgeltungen für Leistungen, die für die Weiterentwicklung von Nutzen seien. Bei Bedarf könnte die Stiftung auch das baubewilligte Projekt für einen vertraglich fixierten Preis erwerben. Zudem besteht für die rund 1800 Quadratmeter, welche die Solviva Immobilien AG im Norden für eine eigene Entwicklungsidee behalten wird, ein Vorkaufsrecht des WPH.
Die Kaufverträge für das Areal, das in der Zone für öffentliche Bauten und Anlagen liegt, wurden am 28. März, nach erfolgter Information an den Kanton und die Projektpartner, von der Solviva Immobilien AG und dem WPH unterzeichnet und grundbuchamtlich verschrieben. Für die SP-Flawil ist klar, dass ein unrühmliches Kapitel der st.gallischen Gesundheitsversorgung ein vorläufiges Ende findet, wie sie in einer Mitteilung schreibt. Für sie sei es nicht nachvollziehbar, dass die Solviva AG Besitzerin eines Landteils von fast 1800 Quadratmetern bleibe, heisst es weiter. So oder so dürfte trotz allem nicht nur der Gemeindepräsident Rolf Claude mit der Flawiler Lösung zufrieden sein.
Von Andreas Lehmann
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