Claudia Keel-Graf
erklärt, mit welchen Zutaten dasThurbobräu gebraut wird.
Im Wald Wuerenholz bei Wilen wurden vergangenen März wertvolle römische Silberdenare gefunden. Die Wilenerin Daniela Wiesli leitet das Archäologieprojekt «Wilen bei Wil». Sie erzählt, welche historischen Schätze in Wilen noch verborgen waren.
Wilen «Hier haben wir sie gefunden»,DanielaWieslidrückteinentief hängendenAstbeiseiteundweistauf eine Stelle auf dem feuchten Waldboden im Wilener Wuerenholz.Beim genauen Hinschauen sind zwischen den Wurzeln kleine Vertiefungen in der Erde zu erkennen. «An diesen Stellen haben wir insgesamt zehn römische Silbermünzen gefunden.»
Am 23. März war die 48-jährige Wilenerin mit einem 20-köpfigen Team aus Sondengängern mit Suchbewilligung des Kantons Thurgau im Wilener Waldabschnitt Wuerenholz unterwegs. Dort hatte sie zuvor Strukturen entdeckt, deren Ursprung sie erforschen wollte. «Die Suche mit den Metalldetektoren dauerte ungefähr 15 Minuten, bis eines der Teammitglieder den ersten Wahnsinnsfund machte», erinnert sich Wiesli. «Ich liess sofort alles stehen und liegen und rannte zur Fundstelle. Es war unglaublich,» die Augen der Wilenerin leuchten.
Insgesamt wurden zehn römische Silbermünzen, sogenannte Denare, gefunden. Diese stammen gemäss Wiesli aus einer Zeit zwischen dem 1.Jahrhundert vor bis 37 nach Christus. «Die Münzen sind sehr gut erhalten. Die fehlenden Abnutzungsspuren deuten darauf hin, dass sie nicht als Zahlungsmittel verwendet, sondern aufbewahrt wurden», erklärt die Wilenerin.Ihr ungewöhnlich guter Zustand sowie deren Alter machen die Denare zu einem wertvollen historischen Fund. «Der Wert der Stücke liegt insgesamt zwischen 5000 und 10’000 Franken», schätzt Daniela Wiesli. Die Münzen seien aber nicht alles, was sie und ihr Team gefunden hätten.
Wiesli zieht aus ihrer Umhängetasche ein altes Sackmesser heraus. Trotz der unverkennbaren Spuren, welche der Zahn der Zeit hinterlassen hat, ist der eingeritzte Name auf dem Werkzeug klar zu erkennen: «Knecht» steht da in Blockbuchstaben. Dieses Messer gehörte der Familie Knecht aus Wilen. «Das ist für mich ein sehr emotionaler Fund», gibt die 48-Jährige zu. «Ich weiss, welcher Familie ich das geschichtsträchtige Stück zuordnen kann. So wird Geschichte lebendig.»
Emotional ist für Daniela Wiesli das gesamte archäologische Projekt «Wilen bei Wil», wie es beim Amt für Archäologie Thurgau in Frauenfeld eingetragen ist. Ihre eigene Familiengeschichte in Wilen reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. «Als Bürgerin von Wilen sehe ich es als meine Aufgabe an, die Geschichte der Gemeinde aufzuarbeiten», sagt Wiesli über ihre Beweggründe. Bereits im Primarschulalter hat sie sich für Geschichte interessiert. «Ich habe mir zum siebten Geburtstag ein Häckeli gewünscht, um Ausgrabungen zu machen», schmunzelt sie. Seither hat ihre Begeisterung für Geschichte und Archäologie nicht abgenommen – im Gegenteil: Wiesli studierte Geschichte und war lange Zeit in der Unterwasserarchäologie tätig. Vor sechs Jahren hat sie neben ihrer Arbeit als Mitarbeiterin am historischen Seminar der Universität Zürich begonnen, die Geschichte von Wilen aufzuarbeiten.Die Leitung des archäologischen Projekt «Wilen bei Wil» ist ein Ehrenamt.
«Als ichanfing, warWilennochjungfräuliches Gebiet», erinnert sich Wiesli. «Bisheute sind über 2000Jahre Wilener Geschichte aufgetaucht.» Diese nach und nach aufzudecken, fordere Zeit, Neugierde und Durchhaltevermögen. Ein solch wertvoller Fund wie im März sei extrem selten. So auch die kurze Zeit, die von Suchbeginn bis zum ersten Fund verging: «Manchmal finde ich tagelang nichts – 98 Prozent ist Abfall», gibt die Leiterin des archäologischen Projekts zu bedenken. Dies sei auch der Grund, weshalb viele Sondengänger schnell die Lust am Suchen verlieren würden – nicht aber Daniela Wiesli. Zürcher Truppen in Wilen «Ich bin schon ein wenig geschichtsfanatisch», gibt sie zu. «Es ist extrem spannend, aus der Gegenwart Rückschlüsse über die Vergangenheit ziehen zu können.» Der eigentliche Grund der Suchaktion im vergangenen März sei die Frage gewesen, ob bestimmte Strukturen im Wuerenholz von Menschen erschaffen wurden oder ob sie natürlich entstanden. Dieser Frage ist die Wilenerin aufgrund weiterer Funde ein Stück näher gekommen: Einige Fundstücke, wie Schuh- und Gürtelschnallen oder Munition, lassen sich aufs 17. Jahrhundert zurückdatieren. Wiesli vermutet, dass sie aus der Zeit des Villmergerkriegs stammen. «Möglicherweise haben sich Zürcher Truppen 1712 hier im Wuerenholz versteckt, um Wil zu belagern.» Sie macht eine Handbewegung in die Richtung, in der man durch die Bäume auf die Stadt schauen kann. «Hier oben wäre ein perfekter Beobachtungsposten gewesen.»
Bisher handelt es sich allerdings erst um Vermutungen. Es müssen noch weitere Funde gemacht werden, die diese bestätigen. Auch bei den Silbermünzen ist noch unklar, wie diese in den Waldabschnitt gelangt sind. «Ich bin mir sicher, in Wilen ist noch so einiges verborgen», so Wiesli. Momentan liege die Gemeinde noch klar in ihrem Fokus. Sie könne sich aber durchaus vorstellen, ihr Suchgebiet demnächst auch auszuweiten.
Linda Bachmann
Am 14. September findet im Rahmen des nationalen Tags der Bürgergemeinden von 10 bis 16 Uhr der Anlass «Archäologie im Bürgerwald» im Wuerenholz statt. Dort werden die Silbermünzen und weitere Fundstücke ausgestellt. Mehr Informationen unter: www.wilenbeiwil.ch
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