Christian Strässle
ist gegen den geplanten Landkauf in Münchwilen.
Beat Oswald lebt und arbeitet in Frauenfeld. (jis)
Beat Oswald ist nicht nur ursprünglicher Aadorfer, sondern produziert auch Filme, die es bis auf die grösste Streamingplattform geschafft haben. Der Filmemacher Beat Oswald ist mit dem Dokumentarfilm «Golden Age» auf Netflix zu finden. Der Film, der sich mit der Luxus-Altersresidenz «Palace» in Miami und dem Leben älterer Menschen beschäftigt, wurde von Netflix vor drei Jahren gekauft. Was hat sich seitdem verändert?
Aadorf/Frauenfeld Die erste kreative Leidenschaft, die Beat Oswald für sich entdeckt hat, war die Musik. Während seiner Zeit am Lehrerseminar in Kreuzlingen spielte der heute 40-Jährige in einer Band. «Da ich damals einen Hörsturz erlitt, musste ich die anfängliche Musikkarriere an den Nagel hängen», erinnert sich Oswald zurück. Nach der Ausbildung zum Lehrer hängte der gebürtige Aadorfer ein Studium der Ethnologie und Publizistik an der Universität Zürich an. Zu dieser Zeit gab es für den damals 25-Jährigen erste Berührungspunkte mit dem Film-metier.
Erste Filmreise nach Grönland
Während des Studiums der Ethnologie gab es ein Fach, das sich mit der Materie Film auseinandersetzte. Dieses sprach Beat Oswald besonders an. Wie es der Zufall wollte, bekam Oswald die Chance, mit einem Studienkollegen nach Grönland zu reisen, um an einem ersten Videoprojekt zu arbeiten. «Die Zeit in Grönland war wegweisend für meine jetzige Karriere als freischaffender Filmemacher», betont der Thurgauer. Im Jahr 2010 machte er sich schliesslich selbstständig und setzte ganz auf die Produktion und Erarbeitung von Dokumentarfilmen – bis heute. Und das mit grossem Erfolg.
Kaufbescheid von Netflix
Einer seiner grössten Erfolge war der Dokumentarfilm Golden Age, der über einen Zeitraum von zwei Jahren produziert wurde. «Jetzt vor drei Jahren kam der Film raus», betont Beat Oswald. Nachdem der Film über den Sommer hinweg an Schweizer Festivals und auf nationalen Kinoleinwänden zu sehen war, erhielt Oswald im September 2019 einen Anruf, mit dem er nicht gerechnet hätte. «Mein Co-Produzent Samuel Weniger sagte mir am Telefon, dass der Film von Netflix gekauft wurde», erklärt der Filmemacher und ergänzt: «Ich hatte den Film schon ein wenig aus den Augen verloren, da ich bereits mit einem neuen Projekt beschäftigt war.»
Einerseits ist der Erwerb des Films durch den grössten Streamingdienst der Welt für Oswald eine Ehre, andererseits ist Netflix nicht der optimale Platz für einen Film in dieser Art. «Netflix ist nichts, was mir am Herzen liegt. Für diese Art von Filmen, die ich interessant finde, ist die Kinoleinwand der richtige Platz. Nicht ein Streamingdienst», betont Beat Oswald und ergänzt: «Golden Age ist eigentlich ein Kinofilm.» Doch wie kommt man auf die Idee, einen Film über ein amerikanisches Luxus-Altersheim zu machen?
Auch Schattenseiten waren Thema
Beat Oswald lebte einige Jahre in Florida und kam dabei in Kontakt mit den vielen Alters-Communitys, die es im «Sunshine State» gibt. Er erkannte schnell, dass hier gewaltiges Filmpotenzial schlummert. «Golden Age» zeigt, wie ältere Menschen ihren letzten Lebensabschnitt im «Palace» verbringen. Der Filmemacher porträtiert einige Bewohner und begleitet sie bei verschiedenen Aktivitäten im Altersheim. Dabei geht es aber nicht nur um das scheinbar luxuriöse Leben im «Palace». «Die Schattenseiten des Alters wie Krankheit und Einsamkeit waren auch Thema im Film», sagt der Frauenfelder. Er selbst könnte nicht in Saus und Braus alt werden.
Auf die Frage, wie er seine letzte Fünftel Lebenszeit verbringen will, antwortet der dreifache Familienvater mit einem Schmunzeln: «Mit viel Ruhe, Zeit zum Schreiben und zum Nachdenken. Natürlich auch mit meinen Liebsten – das ist klar.» Zusammenfassend hat sich seit dem Kauf von Netflix für Beat Oswald nicht viel geändert. «Ich mache immer noch genau gleich meine Projekte und überlege mir, was ich Spannendes vor die Linse bekomme», sagt er. Aktuell arbeitet er an einem Natur-Dokumentarfilm über die Taminaschlucht.
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