Claudia Keel-Graf
erklärt, mit welchen Zutaten dasThurbobräu gebraut wird.
Finnland ist flächenmässig acht Mal so gross wie die Schweiz, hat aber im Vergleich drei Millionen Einwohner weniger. Resultat: ganz viel Platz für Natur und Wasser. Auf einem der 188'000 Seen des Landes war ich in meinem Urlaub vier Tage mit dem Kanu unterwegs. Ein unvergessliches Abenteuer.
Finnland Die Anreise nach Finnland hat es in sich. Entweder man heizt mit dem Auto über Polen und das Baltikum nach oben oder man wählt den Weg über Schweden. Beide Strecken sind weit. Deutlich bequemer ist die Anreise mit dem Flugzeug oder, wie ich ihn zusammen mit meiner Partnerin gewählt habe, mit der Fähre. Von Travemünde geht es dabei satte 32 Stunden über die Ostsee nach Helsinki. Funfact: An Bord der Finnlines-Fähre gibt es nebst leckerem Essen sogar eine Sauna. So kann man sich schon einmal gut auf das neue Land einstimmen. All die Strapazen sind aber spätestens dann vergessen, wenn man im Land selber angekommen ist, egal auf welche Art und Weise. Schnell bemerkt man die Gelassenheit der Finnen, das viele Grün und vor allem das viele Wasser. Mein Weg führte mich nach der Ankunft in Helsinki weiter mit dem Camper in den Osten des Landes. Genauer in den Kolovesi-Nationalpark ganz im Osten des Landes, nahe an der russischen Grenze.
Angekommen im Nationalpark ging es aber nicht etwa auf einen Campingplatz, sondern rein ins Hybrid-kanu, ein Kanu also mit Gestänge, welches man aufbläst. So hat es gut Platz auf dem Dach unseres Campers und ist immer mit dabei. Bevor wir dann aber vom Startpunkt in Kirkkoranta lospaddelten, hiess es erst einmal einkaufen und packen. Viel hat nicht Platz in so einem Kanu, also beschränkten wir uns auf das Nötigste, etwa ein Zelt, zwei Schlafsäcke, ein Wasserfilter und Proviant in Form von Riegeln, Mehl und ein paar Gewürze. Dazu ein gutes Messer und die Angelausrüstung. Denn unser Ziel war es, von vorn herein uns mehr oder weniger selbst zu versorgen, etwa mit Fisch oder Blaubeeren. Nach rund zwei Stunden Vorbereitungszeit und Studie des Plans vom Nationalpark, welchen wir uns noch besorgt hatten, paddelten wir los, raus in die wilde Natur Finnlands. Die ersten Paddelschläge fühlten sich richtig gut an, auch wenn wir unseren Rhythmus zu Beginn noch finden mussten. Auf den ersten Metern ging es vorbei an steilen Felsformationen und vielfältiger Waldnatur. Je weiter wir uns von der Einwasserungsstelle entfernten, desto ruhiger wurde es. Irgendwann schluckte der Wald und das Wasser auch die letzten Stimmen, da wurde uns klar, nun sind wir wirklich alleine und vor allem auf uns gestellt.
Nach gut 1,5 Stunden steuerten wir unseren ersten Rastplatz mit dem Namen Laajakaarre an. Schon von Weitem sahen wir einen Steg, der aufs Wasser hinausragte. So etwas haben wir nicht erwartet, denn auf unseren Kanutouren in Schweden, die wir im gleichen Stil schon gemacht haben, sind die Plätze eher primitiv gehalten, ohne Steg und vor allem ohne Tisch und Holzlager. Hier aber erwartete uns regelrechter Luxus. Nachdem wir das Kanu trockenen Fusses verlassen hatten, ging es erst einmal auf Erkundungstour. Als wir auf dem eigentlichen Rastplatz standen, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Laajakaarre bietet nebst einem Tisch, einem gut gefüllten Holzlager und einem Grill mit verschiedenen Rosten auch Plattformen, auf denen man sein Zelt aufrichten kann. Letztere entpuppten sich auf den zweiten Blick allerdings nicht als optimal, denn, das Zelt festzumachen, war gar nicht so einfach. Nach einem kurzen Streifzug durch den Wald und der Sicherstellung, dass es genug Blaubeeren vorrätig hatte, machten wir uns daran das Kanu auszuladen, das Zelt zu erreichen und ein erstes Mal die Angel auszuwerfen. Während meine Partnerin zum Blaubeerensammeln aufbrach, machte ich mich ans Holzschlagen, denn das Holz, welches im Schuppen lagerte, passte in der Länge so gar nicht in den Grill. Doch auch da haben die Finnen mitgedacht, standen doch eine Säge und ein Beil für die Abenteurer bereit.
Der Vorteil am ersten Abend so eines Trips ist, dass noch verderbliche Lebensmittel mitgenommen werden können. So machten wir uns einen gemütlichen Grillabend mit Wurst, Käse, Brot und einem leckeren, wenn auch überteuerten, finnischen Bier. Um 22.30 Uhr dunkelte es über dem Kolovesi-Nationalpark langsam ein. Darüber waren wir gar nicht so unglücklich, denn der Tag hatte seine Spuren hinterlassen. Zufrieden fielen wir in unser Zelt und schliefen sogleich, begleitet von ein bisschen Wind, der durch die Bäume wehte, ein. Wie von mir prophezeit, waren wir um gut vier Uhr morgens auch schon wieder wach. Nicht etwa, weil es, wie ich dachte, schon hell war, sondern, weil der Regen auf unser Zeltdach prasselte. Ein guter Grund, sich nochmals zu drehen und weiterzuschlafen. Um 8 Uhr war dann aber wirklich Tagwacht. Nach einem kurzen Bad im See, quasi der Dusche, machten wir uns ans Frühstück, das kulinarische Highlight dieser Tour: warme Blaubeer-Pfannkuchen vom Feuer. Dazu braucht es Blaubeeren, Mehl, Backpulver, Eier, Salz und Zucker, was man alles vermengen muss. Diese Farbe, von der Natur gemacht, ist einfach einzigartig und der Genuss ein echter Gaumenschmaus. Nach dem Power-Frühstück machten wir uns langsam daran, unser Lager wieder zurückzubauen. Nach einem Beitrag im Gästebuch, welches bereitlag, machten wir uns auf den Weg zum nächsten Lagerplatz.
Der Kolovesi ist Teil des grossen Labyrinths des Saimaa-Sees und eines seiner saubersten Gewässer. Bei gutem Glück kann der Paddler sogar eine neugierige Saimaa-Ringelrobbe antreffen. Wir hatten unser Fernglas während der Fahrt immer griffbereit, allerdings war uns bis zum Schluss das Glück nicht vergönnt, eine Robbe zu sehen. Dafür sahen wir unzählige Vögel, Enten und Schlangen, die nicht weniger spannend zu beobachten waren. Bei unserem zweiten Lager mit dem Namen Pitkäsaari kamen wir bereits am Mittag an. Nach dem Aufbau unseres Lagers ging es für einen ausgiebigen Schwumm in den trüben See. Herrlich. Und diese Ruhe, wir stellten uns ganz kurz vor, was nun wohl zur gleichen Zeit an einem Strand in Spanien oder Italien abging ... Nach einem Sonnenbad auf den Felsen machten wir uns abermals auf Nahrungsbeschaffung, als uns eine finnische Familie mit ihren Booten einen Besuch abstattete. Durch das interessante Gespräch erfuhren wir mehr über Finnland, über die Elche und die Fische, welche die Kinder der Familie regelmässig fingen. Und wir? Hatten zu dieser Zeit immer noch kein Angelglück. Umso erfreuter waren wir, als die Kinder der Familie gut zwei Stunden nach dem Verabschieden mit ihrem Boot nochmals zu unserem Camp zurückkamen und uns einen frischen Egli brachten. So hatten wir nach unserem Znacht und dem Blaubeerkuchen, den wir über dem Feuer gebacken hatten, ein zweites Dessert. Was für eine wundervolle Gastfreundschaft.
Den nächsten Morgen gingen wir ganz ruhig an. Nach dem Kuchen vom Vorabend, den wir zum Frühstück genossen hatten, traf unser Camp ein Regenschauer, den wir im Holzlager aussitzen konnten. Um die Mittagszeit herum hatten wir dann unser Kanu gepackt. Die Abfahrt war ein wehmütiger Moment, mussten wir an dieser Stelle den Rückweg antreten. Mit dem Wissen, dass uns noch eine Nacht bleibt, paddelte es sich bis zum letzten Camp aber wie von selbst. Experimente wagten wir keine, der erste Spot hatte uns so gut gefallen, dass wir gleich noch einmal da übernachteten. Die Angst, nicht alleine zu sein an diesem Abend, weil es an diesem Ort gleich drei Plattformen gab, schwang beim Aufbau des Camps zwar mit, war aber unbegründet. Auch an diesem Abend blieben wir alleine und haben ein paar der schönsten Stunden unseres Lebens genossen. Wir bauten die Hängematte auf, machten «Härdöpfelstock» mit Steinpilzen und Eierschwämmli, die wir gefunden hatten, und genossen dazu sogar unseren ersten Fisch, einen Egli, den wir an diesem Abend selber gefangen hatten. Auf dem Steg genossen wir den Sonnenuntergang und liessen die vergangenen Tage Revue passieren, bevor wir zufrieden in unsere Schlafsäcke krochen.
Von Lui Eigenmann
Das in Finnland übliche Jedermannsrecht gilt als solches nicht in Naturschutzgebieten, etwa dem Kolovesi. Um sein Zelt aufschlagen zu dürfen, muss man die ausgeschilderten Plätze anfahren und darf auch nur da ein Feuer machen. Pläne gibt es vor Ort in den Informationszentren.
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