Christian Strässle
ist gegen den geplanten Landkauf in Münchwilen.
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Von Andreas Lehmann
Lenggenwil Gemütlich sitzt Samuel Künzle an seinem Wohnzimmertisch. Mit seiner Lebenspartnerin Luana Maione und den Kindern lebt er in Lenggenwil. Er nimmt einen Schluck Kaffee und strahlt Zuversicht und Fröhlichkeit aus. Nichts deutet darauf hin, dass er vom Schicksal arg gebeutelt wurde. Dann beginnt er, ruhig über das Erlebte zu erzählen. Dabei stellt er zu Beginn klar, dass es ihm nicht in erster Linie darum gehe, seine Geschichte zu erzählen, sondern dass er anderen helfen wolle. Doch der Reihe nach.
Samuel Künzle erblickte im Juni 1990 in Flawil das Licht der Welt. Er wuchs behütet auf und sein Götti weilte oft bei ihnen und unternahm viel mit Samuel. Als er sechs Jahre alt war, kam es zur Scheidung der Eltern. Für Samuel Künzle ein einschneidendes Erlebnis. Bald ging seine Mutter eine neue Beziehung ein. Als Samuel etwa zehnjährig war, kam es zur Hochzeit. Bis zu diesem Zeitpunkt war sein Götti immer für ihn da. «Die Eheschliessung sorgte dafür, dass mein Götti, mit dem ich viel Zeit verbracht hatte, sich nie mehr meldete», sagt Samuel Künzle. Dass er sich mit seinem Stiefvater bestens verstand, machte den Göttiverlust erträglicher. Er habe rückblickend von seinem Stiefvater am meisten gelernt und sie hätten viele lustige Abenteuer gemeinsam erlebt, so Künzle. Er nimmt einen Schluck Kaffee und sagt nach einer kurzen Pause: «An meinen Vater habe ich kaum Erinnerungen aus meiner frühen Kindheit. Wir pflegten aber immer ein gutes Verhältnis und haben einige Dinge unternommen. Wie zum Beispiel angeln und Pilze sammeln.» Zwischenzeitlich hat sich auch seine Lebenspartnerin Luana Maione an den Tisch gesetzt.
Samuel Künzles Leben nahm bis zu jener schicksalhaften Nacht, seinen gewohnten Gang. Damals erhielt er einen Anruf von seiner Mutter. Sein Vater sei in einem Tanzlokal zusammengebrochen, es gehe ihm sehr schlecht. «Unverzüglich kontaktierte ich meine Schwester und wir fuhren zu meiner Mutter. Die Sanitäter versuchten alles, aber er schaffte es nicht», erzählt Künzle. Da die Todesursache nicht bekannt war, wurde sein Vater in die Gerichtsmedizin überführt. Dann geschah das unglaubliche, denn Samuels Grossvater informierte ihn darüber, dass der Verstorbene nicht sein leiblicher Vater sei. «Dein richtiger Vater ist dein Götti. Für mich brach eine Welt zusammen», erzählt Samuel Künzle. Als er daraufhin seine Mutter zur Rede stellte, verneinte diese die Vaterschaft. Erst als Samuel Künzle einen Vaterschaftstest verlangte, erzählte sie, dass sie mit Samuels Götti eine Affäre gehabt habe. Nach dem Test hatte Samuel Künzle die Gewissheit, dass er ein Kuckuckskind ist. «Sämtliche Versuche meinen leiblichen Vater, meinen Götti kennenzulernen und mit ihm Zeit zu verbringen, versandeten», sagt er.
Für Samuel Künzle folgte eine Zeit der Hilflosigkeit und des Ungewissen. Fragen wie «An wen soll ich mich ausserhalb der Familie wenden?» «Gibt es eine Behörde, die helfen kann?» und die schlimmste aller Fragen: «Warum?» «Warum hat man mir nie etwas gesagt, obwohl alle um mich herum davon wussten?» Eigentlich müsste Samuel Künzle wütend auf seinen verstorbenen Nichtvater sein. Stattdessen bedauert er, dass es nicht zu einem klärenden Gespräch mehr kommen konnte. «Es ist die Ohnmacht und die Hilflosigkeit in dieser Situation, die schmerzhaft war. Dennoch möchte ich das Positive rausnehmen und anderen helfen», erklärt er.
Aufgrund dessen, dass sich Samuel Künzle selbst um Hilfe bemühen musste und diese mehr schlecht als recht funktionierte, möchte er auf das Erlebte aufmerksam machen. «Bei Heirat, Scheidung oder Beerdigung wissen die meisten, was zu tun ist. Aber Kuckuckskinder werden von der Gesellschaft tabuisiert. Man schämt sich und spricht nicht da-rüber», sagt er und ergänzt, genau da wolle er ansetzen, andere unterstützen und so das Tabuthema Kuckuckskind gesellschaftsfähig machen. Künzle möchte informieren und hat eine Webseite eingerichtet: kuckuck-sam.ch. Mit Personen, die in derselben Situation sind oder waren, möchte er gerne in Kontakt treten. Künzle hat sich auch mit der rechtlichen Seite befasst und sagt: «Es gibt Gesetze, die man überdenken sollte, um eine faire Grundlage für alle Beteiligten zu schaffen.» Genau dies ist Samuel Künzles Vorhaben und deshalb geht er an die Öffentlichkeit.
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